Shadows Of The Past - Teil 3 (Rebellion) Kapitel 4 & 5


Kapitel 4: Ein Versprechen wird gegeben

Etwa gegen vier Uhr morgens näherte sich Duncan dem Dorf von Glenmhor.
Schon aus der Ferne konnte er erkennen, dass dort unten im Tal etwas ganz und gar nicht in Ordnung war, denn die schwelenden Überreste eines großen Feuers war noch immer weithin erkennbar. Frauen, Männer und auch Kinder standen vor den Ruinen ihrer Hütten und waren bemüht, Ordnung in das vorherrschende Chaos zu bringen.
Bei diesem Anblick gefror ihm das Blut in den Adern und er spornte sein Pferd an, um so schnell wie möglich zum Haus der Macleans zu gelangen, welches sich etwa eine Meile außerhalb des Dorfes entfernt auf einem Hügel gelegen befand.
Er fragte sich, was hier während ihrer Abwesenheit geschehen sein mochte. Hatte es hier einen Großbrand gegeben, bei dem das Feuer von einer Kate zu anderen übergesprungen war? Oder gab es einen anderen Grund dafür? Antworten auf seine Fragen, würde er mit großer Sicherheit in Maclean-Haus erhalten. Es galt daher, so schnell wie möglich dorthin zu gelangen. Was Duncan dann auch tat, in dem der Bounce, seinem Rappen, ein vorerst letztes Mal in die Flanken trat.

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Kaum, dass er dort angehalten hatte und vom Pferd gestiegen war, kam ihm auch schon eine völlig aufgelöste Fiona entgegen, deren Augen pures Entsetzen ausdrückten.
„Fiona! Was ist hier geschehen?“
„Duncan! Wie gut das Ihr seid? Wo sind Vater, Kyle und die anderen Männer, die mit euch ritten?“
„Euer Vater und Kyle kommen erst in ein bis zwei Wochen zurück. Sie wollten noch etwas Wichtiges mit dem Farquharson besprechen und außerdem das freundschaftliche Band, das zwischen den beiden Clans besteht, festigen.
Kyle hat mich gebeten, hier bei Euch in Glenmhor vorbeizuschauen, bevor ich nach England weiterreise. Und nun redet endlich. Was ist passiert?“
„Vor etwa zwei Stunden wurden wir überfallen. Die Engländer waren hier. Sie haben das halbe Dorf niedergebrannt und dann sind sie sogar in unser Haus gekommen.
Mutter sagte mir, dass ich mich – zusammen mit Mary und Brian – in den oberen Räumen versteckt halten solle, bis alles vorbei ist. Doch ich konnte und wollte sie nicht allein lassen. Ich habe Brian deshalb gebeten, mir einige seiner Sachen zu geben. Anschließend habe ich mich als Junge verkleidet in der Nähe des Treppenaufganges versteckt. Als dann dieser englische Captain Mutter geschlagen hat, konnte ich mich nicht mehr zurückhalten und bin auf ihn losgegangen. Mit dem kleinen Dolch, den ich immer bei mir trage, habe ich ihm eine Wunde an der Hand zugefügt. Daraufhin hat er mich durch einen seiner Männer im Esszimmer einsperren lassen. Die weiteren Vorkommnisse konnte ich dann nur noch akustisch wahrnehmen. Aber durch Mutters Schreie habe ich genau mitbekommen, was da in der Halle passierte. Dieses Dreckschwein hat sie einfach vergewaltigt!" schrie Fiona.
"Zum wiederholten Male bedauerte ich es, nicht als Mann zur Welt gekommen zu sein, Sonst hätte ich von diesem englischen Mistkerl Satisfaktion gefordert."
"Fiona! So beruhigt Euch doch erst einmal." sagte Duncan.
"Beruhigen. Ich soll mich beruhigen! Wie könnt Ihr in einem solchen Moment nur von Ruhe sprechen. Meine Mutter liegt dort drinnen, über und über mit Blutergüssen und anderen Wunden übersät. Versteht ihr? Ich konnte zwar nur hören, was sich jenseits der Tür abspielte, aber ebenso eindeutig waren die Geräusche, welche die Tür durchdrangen. Ich mag zwar noch jung an Jahren sein, aber dennoch bin ich nicht so unwissend, wie ihr denkt. Bitte Duncan, Ihr müsst uns helfen. Ich weiß nicht mehr was ich noch tun soll. Einen Arzt konnte ich bisher nicht holen, da ich alle Hände voll damit zu tun hatte, die Leute des Dorfes und auch meine beiden jüngeren Geschwister zu beruhigen.
Zusammen mit Mrs. Wilkes, der Haushälterin, ist er mir gelungen, Mutter aus der Eingangshalle in einen der unteren Aufenthaltsräume zu bringen. Dort ist sie noch immer. Duncan, Ihr solltet sie sehen, sie sieht ganz furchtbar aus mit all den Verletzungen, die dieser englische Dragoner ihr beigebracht hat. Oh wären nur Vater oder Kyle hier gewesen. Sie hätten sicher gewusst, was zutun gewesen wäre." Fiona seuftze.

Duncan konnte sehr gut nachvollziehen, wie sie sich die junge Frau, die direkt vor ihm stand und der Verzweiflung nahe war, fühlte.
Sie hatte mit ansehen müssen, wie ihre Mutter den englischen Dragonern ganz allein gegenübertreten war und mit ihnen fertig zu werden versuchte. Nur in ihrer Verkleidung als Junge war es ihr überhaupt möglich gewesen, sich in das Geschehen einzumischen und einem der Soldaten, durch einen Dolchstoss eine Wunde zuzufügen. Über das, was danach passiert war, wollte Duncan gar nicht weiter nachdenken. Warum nur war er nicht früher zurückgekehrt? Dann hätte möglicherweise Schlimmeres verhindert werden können. Zum jetzigen Zeitpunkt war es allerdings mehr als müßig noch darüber zu spekulieren, was gewesen wäre, wenn er eher in Glenmhor eingetroffen wäre.
Duncan blickte Fiona an und bemerkte, dass sie momentan völlig teilnahmslos vor ihm stand. 'Sie steht unter Schock.' dachte er. Ein enormer seelischer Druck hatte auf ihren zarten Schultern gelastet. Doch nun, da sie ihm alles erzählt hatte, war ihre bis dato aufrechterhaltene Fassade wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen. Wahrscheinlich war ihre Wut auf die Engländer der ausschlaggebende Grund dafür gewesen, warum sie bis zum jetzigen Zeitpunkt nicht vollends zusammen gebrochen war. Da diese nunmehr verraucht war, war das passiert was Duncan schon oft in seinem Leben hatte mit ansehen müssen: Die ihr aufgebürdete Last war zu groß geworden und ein Art Schockzustand war eingetreten. Duncan, der diese Art von Schockverhalten schon früher hatte beobachten können, wusste, dass sogar ausgewachsene Männer unter ähnlichen Bedingungen verzweifelt waren.
In den letzten Stunden war einfach zu viel auf Fiona eingestürmt. Duncan konnte den tiefen Schmerz in ihren veilchenblauen Augen sehen, und auch die Tränen, die nun unaufhaltsam ihre Wangen herunter rannen.
Er fühlte unbändigen Zorn ins sich aufsteigen. Es war so, als ob eine riesige Welle ihn zu überschwemmen drohte. Mühsam rang er um Selbstbeherrschung. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt um derartige Gefühle zuzulassen. Wenn er Fiona, Catherine und den anderen helfen wollte, musste er das Notwendige und Nahliegende tun.
Weil er es einfach nicht mehr ertragen konnte, sie so zu sehen, tat er das Erste was ihm in den Sinn kam. Er nahm Fiona ganz einfach in seine Arme und redete beruhigend auf sie ein.
Fionas Kopf ruhte an seiner Schulter, daher bemerkte er wenig später, dass ihre Tränenflut langsam zum Stillstand zu kommen schien. Er umfasste ihr Kinn und animierte sie durch diese Geste, ihren Kopf anzuheben und ihn anzuschauen. In diesem Moment waren ihre Augen zu schmalen Schlitzen zusammengezogen, aus den noch vereinzelt eine Träne kullerte.
Duncan reichte ihr ein Taschentuch, welches er aus der rechten Tasche seine Mantels gezogen hatte und gab es Fiona. Diese benutzte es dazu, um die Spuren ihres Tränenausbruches zu beseitigen.
„Geht es wieder, Fiona?“ fragte Duncan.
„Ich denke schon. Verzeih bitte mein Benehmen.“
„Da gibt es nicht zu verzeihen. Du hast dich sehr tapfer verhalten.“ Unbemerkt waren beiden zum Du übergangen.
„Und deiner Tränen brauchst du dich ebenfalls nicht zu schämen. Es war ganz einfach zu viel für dich.“
„Was sollen wir machen, Duncan?“
„Zuallererst bringst du mich jetzt zu deiner Mutter. Und dann will ich sehen, was ich tun kann, damit hier alles wieder in Ordnung kommt.“
„Wolltest du nicht nach England?“ fragte Fiona.
„Dies kann und muss warten. Ihr braucht mich hier. Meine Reise kann ich gut und gerne noch einige Tage aufschieben. Wichtiger ist es jetzt, dass ihr nicht ganz ohne Schutz seid. Ich würde nicht unbedingt darauf wetten wollen, dass es der letzte Besuch der Engländer war. Was würde passieren, wenn sie zurückkommen? So ist zumindest ein Mann im Haus, der euch vor weiteren Übergriffen schützen kann. Und nun komm, Fiona, bring mich zu deiner Mutter.“
„Hier entlang, Duncan.“
Sie brachte ihn zu einem Raum, der sich am anderen Ende der Eingangshalle befand und öffnete die Tür…

Was Duncan dort zu sehen bekam, schockierte ihn zutiefst.
Auf einer Chaiselounge, welche in der Nähe des Kamins stand, lag Catherine Maclean, die Hände an ihren Körper gepresst. Auf ihrem leichenblassem Gesicht waren noch die Spuren der ihr zugefügten Misshandlungen zu erkennen. Duncan bezweifelte sehr stark, dass es sich dabei um die einzigen Male an Catherines Körper handelte.
Duncan ging langsam auf das Chaiselounge zu und blickte auf sie herab.
Fast zaghaft griff er nach ihrem Arm und drehte sie vorsichtig auf den Rücken.
Er schnappte unvermittelt nach Luft. Vollkommen fassungslos starrte er ihr Gesicht an. Was hatte ihr dieser Engländer nur angetan?
In diesem Moment erwachte Catherine.
„Guten Morgen, Catherine. Wie geht es Euch im Moment?“ fragte er.
„Guten Morgen, Duncan. Ich fühlte mich schon mal besser. Das könnt ihr mir glauben. Mir tut jeder einzelne Knochen im Leibe weh und mir ist unwahrscheinlich kalt.“
Duncan nahm ein Fläschchen, dass auf einer Konsole an der Wand stand, öffnete es, roch daran und wandte sich zu Catherine um. „Ist das Laudanum?“
Sie nickte zustimmend.
„Warum habt ihr nicht davon genommen? So wären die Schmerzen zumindest ein wenig leichter für Euch zu ertragen.“
Bevor er es wieder verschloss, bat er Fiona um einen Becher mit Wasser. Dieses Wasser mischte er mit einigen Tropfen des Gebräus. Den Becher reicht er anschließend an Catherine weiter, damit diese ihn austrank.
„Ihr werdet das hier jetzt trinken. Keine Widerrede. Und dann werden Eure Tochter und ich versuchen, es euch etwas bequemer zu machen, sofern das unter diesen Umständen überhaupt möglich ist. Es wird ganz sicher wehtun, wenn ich euch jetzt anhebe und anschließend trage. Aber mit diesen Verletzungen gehört ihr in ein Bett, und in jedem Fall muss sich ein Doktor die Sache anschauen.“
„Keinen Doktor, Duncan, bitte.“ flehend blickte Catherine ihn an.
„Diese Bitte muss ich Euch leider abschlagen, Mistress. Mich dünkt, dass ihr möglicherweise innere Verletzungen davon getragen habt, deshalb werde ich im Laufe des Tages nach einem Arzt schicken lassen. Und nun Ende der Debatte.“
„Fiona.“ sagte er beschwörend und griff nach ihrer Hand, die eiskalt war und immer noch ein wenig zitterte. „Ich möchte dich jetzt bitten, mir zu helfen. Wirst du das tun?“
„Aber sicher, Duncan. Was soll ich machen?“
„Zunächst öffnest du mir die Tür und zeigst mir bitte den Weg zum Gemach deiner Eltern. Ich werde deine Mutter dort hinbringen.“
„Komm mit. Der Raum befindet sich im Obergeschoss des Hauses.“ meinte sie, drehte sich um und lief vornweg, um ihm den Weg zu zeigen.
‚Sie ist leicht wie eine Feder’ dachte Duncan, der sichtlich darum bemüht war, Catherine beim Transport in die obere Etage so wenig Schmerzen wie möglich zuzufügen.
„Es tut mir leid, Catherine“ sagte er, als sie zwischendurch von Schmerzen gepeinigt leise aufschrie. „Wenn ich es könnte, würde ich euch die Schmerzen gern ersparen. Wir haben es gleich geschafft und dann könnt ihr erst einmal ruhen.“
Doch diese Worte vernahm Catherine Maclean schon nicht mehr, da sie zwischenzeitlich bewusstlos geworden und ihr Kopf gegen Duncans Schulter gesunken war.

Im Schlafgemach der Macleans angekommen. legte er sie ganz vorsichtig, auf das von Fiona vorbereitete Bett.
„Entkleide deine Mutter jetzt bitte, Fiona.“
So sanft wie sie konnte, entfernte Fiona die restliche Kleidung, obwohl man bei den verbliebenen Stofffetzen von einer solchen eigentlich nicht mehr reden konnte. Zudem zog sie ihrer Mutter auch noch Schuhe und Strümpfe aus, und schnitt die Reste des Unterkleides mit ihrem Dolch entzwei. Der Anblick der sich ihr daraufhin bot, ließ sie die Luft anhalten. Von den Schultern bis zum Bauch schillerte Catherines Körper in allen Schattierungen der Farben grün und blau.
„Mein Gott!“ entfuhr es Fiona, die die Blöße ihrer Mutter nun mit einem Plaid bedeckte.
„Duncan, schau dir das an.“
Dieser trat an Fionas Seite und blickte genauso entsetzt drein.
Der englische Soldat musste sehr oft und völlig gnadenlos zugeschlagen haben, bevor er sich dann auch noch an Catherine Maclean vergangen hatte. Die Spuren von blauen Flecken und Blutergüssen oberhalb ihres Brustansatzes sagten ihm genug. Duncan konnte sich gut vorstellen, wie der Rest von Catherines Körper aussehen musste.
Allmächtiger! Dieser Mann war ein Schwein sondergleichen.
Behutsam berührte Duncan mit den Fingerspitzen eine Verletzung, die sich direkt unter dem rechten Schulterblatt befand.
Daraufhin stöhnte Catherine leise auf und warf den Arm hoch, um ihn dann aber sofort wieder sinken zu lassen. Scheinbar war der Schmerz so stark, dass er sogar ihre Bewusstlosigkeit durchdrang.
Duncan richtete sich auf und blickte Fiona an, deren Augen wiederum mit Tränen gefüllt waren.
„Duncan,“ flüsterte Fiona mit brüchiger Stimme, „sie fühlt sich immer noch so schrecklich kalt an.“
Duncan kramte in einer Truhe herum, die sich an der Wand gegenüber des großes Vierpfostenbettes befand, und förderte ein Schaffell zu Tage.
„Nimm das und wickele sie darin ein. Dann breitetest du noch zusätzlich die Decken über sie. Wir müssen versuchen, deine Mutter so warm wie möglich zu halten.
Währenddessen er das sagte, drehte er sich um, ergriff Fionas Hand und ging mir ihr aus dem Zimmer.
„Fiona“ sagte Duncan besorgt, „auch du solltest so schnell wie möglich ins Bett gehen.“
In der Tat fühlte sich Fiona unsagbar müde. Nach den schrecklichen Erlebnissen dieser Nacht schien sie überhaupt keinen Mut mehr zu haben. Sie bezweifelte sehr stark, dass sie noch genügend Kraft aufbringen könnte, um den Weg in ihre Kammer zu finden.

Als aufmerksamen Beobachter war Duncan ihre Mattigkeit natürlich nicht entgangen. Ohne weitere Umschweife nahm er sie daher in seine starken Arme und trug sie die Treppe hinunter, um sie dort behutsam in ihrem Schlafgemach abzusetzen.
Fiona wischte sich mit dem Handrücken eine Träne ab und atmete mehrmals tief durch. Mit leicht zitternder Stimme wollte sie dann wissen: „Was soll ich jetzt nur tun?“
„Du wirst erst einmal gar nichts weiter tun, meine Liebe.“ erwiderte Duncan in sanftem Ton. „Außer das du mir langsam einmal anfangen könntest zu vertrauen.“
„Ich werde jetzt ins Dorf reiten und den Einwohnern bei der Beseitigung der Schäden helfen, die durch den Überfall der Engländer entstanden sind. Dann komme ich hierher zurück und bringe den Doktor mit. Ruhe dich ein wenig aus, Fiona, und schau ab und an nach deiner Mutter. Die nächsten Tage werden anstrengend genug werden. Versuche wenigstens etwas Schlaf zu finden.“ sagte er und ging dann die Außentreppe des Hauses hinunter, um zu den Ställen zu gelangen.

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Da sein Pferd von der langen und anstrengenden Reise aus Bhealaich erschöpft war, wählte sich Duncan aus den Stallungen der Macleans ein anderes, auf welchem er dann umgehend nach Glenmhor ritt.
Am Eingang des Dorfes machte er an einer Hütte halt und erkannte auf den ersten Blick, welch ein Chaos die englischen Dragoner hinterlassen hatten. Da hatte jemand wirklich ganze Arbeit geleistet.
Neben den teilweise durch das Feuer stark in Mitleidenschaft gezogenen Katen, waren - wohin man schaute - zertrümmerte Möbel, Tassen, Teller und Kleidung zu erkennen. Überall sah man ruß geschwärzte Menschen, die versuchten, in dem Wirrwarr aus verkohlten Holzbalken und willkürlich durcheinander gewürfeltem Hausrat, Sachen herauszufischen, die den Übergriff der Soldaten überstanden hatten. Wenigstens gab es keine Todesopfer zu beklagen. Dies war ein Trost, wenn auch nur ein geringer.
Mehrere Männer waren gerade dabei , die völlig verkohlten Dachbalken einer Hütte zu entfernen. Zu ihnen gesellte sich Duncan und packte mit an. Ohne weitere Worte wurde seine Hilfe akzeptiert.

Stundenlang arbeiteten die Männer Seite an Seite. Als sich die ersten Sonnenstrahlen eines neuen Tages ankündigten, waren die Aufräumungsarbeiten zumindest soweit fortgeschritten, dass man in den Häusern wieder Zuflucht suchen konnte. Um alles andere, so auch die Instandsetzung der Dächer, würde man sich im Laufe des Tages kümmern.

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Die Arbeiten sollten gegen Mittag fortgesetzt werden. Duncan hatte aus diesem Grund eine Pause angeordnet. Schließlich konnte die Bewohner des Dorfes nicht ununterbrochen arbeiten. Die Männer, die genau wie er, schon die ganze Nacht im Einsatz gewesen waren und in den letzten Stunden unermüdlich gearbeitet hatten, waren froh, das jemand die Entscheidungsgewalt in die Hände genommen hatte. Sie wollten endlich – wenn auch nur kurz – nach ihren Familien sehen, die sich in der am Ende des Dorfes befindlichen Kirche zusammengefunden hatten. Zudem hatte einige die Absicht, die Pause für ein kleines Nickerchen zu nutzen, bevor es dann am frühen Nachmittag mit dem Beräumungsarbeiten weiter gehen sollte.
Kenneth MacAllister, einer der Männer, mit denen Duncan mehrere Stunden zusammen gearbeitet hatte, meinte zu ihm: „Wisst ihr Duncan, die Menschen hier sind euch zutiefst dankbar. Als Außenstehender hättet ihr eigentlich nicht mit anpacken müssen, dennoch habt ihr es getan. Jedem anderen wäre unser Schicksal egal gewesen, doch ihr habt ohne zu zögern geholfen. Könnt ihr mir sagen, was Euch dazu bewogen hat?“
„Ganz einfach, Kenneth. Ich weiß selbst am Besten, wie es ist, wenn man Hab und Gut verliert und gezwungen ist, alles was einem Lieb und Teuer ist, zurück zulassen. Das wollte ich den Menschen von Glenmhor ganz einfach ersparen. Wir werden es mit vereinten Kräften schaffen, Glenmhor Village wieder in altem Glanz erstrahlen zu lassen, Vertraut mir.“
„Das tuen alle hier.“
„Geht jetzt erst einmal zu Eurer Frau und den Kindern, stärkt Euch ein wenig und versucht ein wenig zu schlafen, bevor es nachher mit den Arbeiten weitergeht.“
„Was werdet ihr in der Zwischenzeit tun?“
„Ich werde den Doktor holen. In Maclean-Haus hat es ebenfalls einen Überfall gegeben. Es wurde jemand verletzt. Könnt ihr mir vielleicht sagen, wo ich den hiesigen Arzt finden kann?“
„Sein Haus befindet sich etwa drei Meilen von hier entfernt. Reitet geradewegs aus dem Tal hinaus und nehmt dann an der Weggabelung den rechten Weg, so könnt ihr das Haus nicht verfehlen.“
„Ich danke Euch vielmals für die Auskunft, Kenneth.“ sagte Duncan. „Wir sehen uns dann später.“
„Gestattet Ihr mir eine Frage?“
„Aber sicher. Was wollt ihr wissen?“
„Wer wurde im Haus verletzt? Einer der Bediensteten?“
„Nein, Kenneth, die Frau Eures Lairds.“
„Was?“ rief dieser erschrocken aus.
„So ist es leider. Ich möchte dazu erst einmal nichts weiter sagen, und bitte Euch ebenfalls, Stillschweigen darüber zu bewahren. Wenn Lady Maclean der Meinung ist, es den Einwohnern von Glenmhor sagen zu wollen, wird sie es tun. Und nun werde ich mich auf den Weg machen. Gehabt Euch wohl, Kenneth. Und denkt daran, lasst kein Wort über diese Angelegenheit verlauten. Ich hoffe, ich kann mich auf Euch verlassen.“
„Das könnt ihr. Duncan. Meine Lippen sind versiegelt. Entrichtet den beiden Damen meinen Gruß. Bis später.“
Die letzten Worte hatte Duncan schon nicht mehr vernommen, da er in Windeseile in den angrenzenden Wald ritt, um den Doktor aufzusuchen und anschließend zum Haus der Macleans zu bringen.

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Fiona hatte ihn und den Doktor bereits erwartet und führte diesen nach seinem Eintreffen umgehend zu Catherine, die noch immer bewusstlos in ihrem Schlafgemach lag.
Nachdem er die Untersuchung beendet hatte, gesellte er sich zu den beiden Wartenden, die sich draußen vor der Tür auf dem Flur befanden und gespannt auf Diagnose des Arztes warteten.

Was ist mit meiner Mutter, Doktor?“ wurde er kaum nach Verlassen des Zimmers von Fiona gefragt.
„Fiona“ , sagte Mac „lass sich den guten Doktor doch erst einmal in Ruhe säubern, bevor du ihn mit weiteren Fragen bombardierst.“
Obwohl Fiona vollkommen nervös war, tat sie, wie Duncan ihr geheißen und fasste sich in Geduld.
„Dort hinten ist eine kleine Kammer. Es gibt dort eine Waschschüssel, Seife und Tücher. Sobald ihr fertig seid, erwarten wir Euch unten im Salon.“ sagte sie und ging zusammen mit Duncan die Treppe hinunter.
Wenig später erschien dann auch der Arzt. Fiona bot ihm einen Platz an und wartete nunmehr darauf, dass er endlich anfangen würde zu reden.
„Eure Mutter, Miss Maclean hat durch die Mißhandlung starke Prellungen sowie unzählige Blutergüsse und Schnittwunden davon getragen. Zum Glück ist aber nichts gebrochen. Allerdings hat sie durch die Vergewaltigung – wie Mr. MacLeod schon richtig vermutet hatte – innere Verletzungen davon getragen. Durch die Brutalität mit der der Soldat vorgegangen ist, ist es im Unterleibsbereich zu Verletzungen gekommen, die zu einer Blutung geführt haben. Diese müsste eigentlich in den nächsten Stunden zum Stillstand kommen. Gebt ihr beim Erwachen Laudanun gegen die Schmerzen und kühlt die Prellungen. Das ist alles, was ich Euch momentan empfehlen kann. Alle anderen Wunden kann nur die Zeit heilen.“ meinte er.
„Wir danken Euch, Doktor.“ äußerte sich Mac ehe Fiona dies tun konnte und reichte dem Arzt die Hand, um sich zu verabschieden.
„Eine gute Heimreise, wünsche ich.“ Er geleitete den Arzt zur Tür, ließ ihn hinaus und kehrte dann zu Fiona zurück, die wie zu einer Salzsäule erstarrt im Salon stand. Doch ebenso wie sie diese Lethargie überfallen hatte, war sie dann auch auch vorbei.
„Ich könnte dieses englische Dreckschwein dafür mit meinen bloßen Händen umbringen. Was hat er nur getan? Nicht genug, dass wir Schotten von den Engländern seit jeher geknechtet werden, nein, sie müssen sich auch noch an uns vergreifen.“ tobte Fiona und rannte im Zimmer hin und her.
„Du hast Recht, Fiona. Eine solch schändliche Tat darf einfach nicht ungesühnt bleiben. Ich verspreche dir, mich um die Sache zu kümmern. Vertraust du mir?“
„Ja, das tue ich... uneingeschränkt.“ antwortete Fiona nach einem kurzen Moment des Zögerns.
„Dann höre auf das, was ich dir jetzt sage. Ich werde diesen englischen Captain finden und für all das zur Verantwortung ziehen, was er in der vergangenen Nacht getan hat. Das schwöre ich. Und du solltest wissen, dass ich ein gegebenes Versprechen immer halte.“
„Ich glaube dir, Duncan, und bin dir aus ganzem Herzen dankbar“
Fiona ging auf ihn zu und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Eine freundschaftliche Geste – mehr nicht.
„Du hast schon so viel für uns getan in den letzten Stunden. Der Clan der Macleans wird immer in deiner Schuld stehen.“
„Nicht doch, Fiona. Sag so etwas nicht. Es gibt keine Schuld, die ihr wieder gut zu machen hättet. Kyle ist mein Freund, und dasselbe trifft auf seine Familie zu. Freunde helfen einander. Deshalb erzähle mir bitte nichts über irgendwelche Wiedergutmachungen. Die gibt es nicht. Was ist ich getan habe, tat ich gern. Und nun Ende der Diskussion. Wir sollten jetzt nach Catherine schauen.“
Noch bevor Fiona etwas äußern konnte, ergriff er ihre Hand und schob sie sanft in Richtung der Tür. Gemeinsam gingen sie in das Obergeschoss des Hauses, um nach Catherine Maclean zu schauen. Ehe sie jedoch einen Fuß in deren Gemach setzen konnten, kamen aus dem ebenfalls auf dem Gang befindlichen Kinderzimmer Brian und Mary angelaufen, wobei der junge Brian seine kleine Schwester in den Armen hielt.
„Fiona“, sagte er „Was ist mit Mutter?“
„Sie wird wieder gesund werden. Wenn ihr wollt, dürft ihr sie nachher besuchen. Jetzt gehen wir aber erst einmal in die Küche und schauen, was Mrs. Phelps und Mrs. Wilkes an Speisen zurecht gezaubert haben, ja? Kommt ihr beiden.“
Fiona blickte in Duncans Richtung. Die stumme Botschaft, die sie ihm zu übermitteln versuchte, verstand er dann auch sofort.
„Ich werde nach Catherine sehen.“ sagte er, drehte Fiona und den beiden Kindern den Rücken zu und betätigte den Türknauf, um das Schlafgemach zu betreten.


Kapitel 5: Zeit der Heilung

Soweit Duncan feststellen konnte, war Catherine immer noch bewusstlos.
Wenn sie aufwacht, dachte er, wird sie unerträgliche Schmerzen haben. Irgend jemand sollte dann bei ihr sein. Da er nachher in das Dorf zurück musste, wäre es wohl am Sinnvollsten, wenn Fiona bei ihrer Mutter ausharren würden.
Duncan, der nur schon seit über vierundzwanzig Stunden auf den Beinen war, wurde von Müdigkeit übermannt und schlief auf dem Stuhl auf dem er gerade saß ein. Als er nach einiger Zeit aus dem Schlaf aufschreckte, vernahm er plötzlich ein Geräusch. Er blickte auf und sah, dass Catherine zu weinen begonnen hatte. Dieses leise und bittere Schluchzen berührte ihn zutiefst. Tränen rannen unter ihren geschlossenen Augenlidern hervor. Sie war bewusstlos und doch weinte sie. Das bestätigte seine Vermutung, dass sie unter großen Schmerzen zu leiden hatte.
Duncan vergewisserte sich abermals, dass Catherine auch richtig zugedeckt war. Dabei fiel ihm auf, dass der Doktor die geprellten Rippen mit Baumwollstreifen verbunden hatte. Andere Stellen an ihren Armen und im Gesicht wiesen Rückstände einer Creme auf, die zur Linderung und Kühlung der Wunden aufgetragen worden war.
Sobald Catherine zu sich kam, würde er ihr erneut einen Krug Wasser, welches mit Laudanum versetzt war, einflößen.
Während er wartete, betrachtete er ihr Gesicht. Gott sei dank, war dieses, abgesehen von den derzeitig nicht zu übersehenden Blutergüssen, weites gehend unversehrt geblieben. Sie würde zumindest äußerlich keine bleibenden Spuren zurückbehalten. Ganz anders sah es jedoch mit dem seelischen Wunden aus. Duncan wusste aus eigener schmerzlicher Erfahrung, dass solche Wunden – wenn überhaupt – nur sehr schwer verheilten. Mochten sie von außen auch für keiner mann sichtbar sein, so waren sie dennoch da, tief verschlossen im Inneren des Betroffenen. Nur die Zukunft würde zeigen, inwieweit auch Catherine mit dem in der gestrigen Nacht Erlebten, zurecht kommen würde. Sie war stark, deshalb hoffte er, dass sie irgendwann über die Geschehnisse hinwegkommen würde.

******

Catherine wollte nicht aufwachen. Sie wusste, dass es unangenehm sein würde zu erwachen, und tatsächlich brach der Schmerz mit solcher Wucht über sie herein, dass sie nach Atem ringen musste.
Eine Männerstimme drang wie aus weiter Ferne an ihre Ohren. Diese Stimme sagte immer und immer wieder, dass jetzt alles gut werde würde, dass er dafür sorgen werde, dass niemand ihr wieder etwas zu Leide täte.
"Vertraut mir, Catherine.“ wiederholte der Mann immer wieder.
Sie öffnete die Augen und starrte Duncan MacLeod an.
„Euch vertrauen?“ flüsterte sie. Und sogar diese beiden leise ausgesprochenen Worte ließen sie vor Schmerzen erschauern.
„Ja, Catherine. Vertraut mir. Ich sorge dafür, dass alles wieder in Ordnung kommt. Hier trinkt das.“
Duncan sah neben dem Schmerz auch Misstrauen in ihren Augen aufblitzen. Misstrauen in seiner Eigenschaft als Mann. Er konnte ihr nach der Vergewaltigung und den Misshandlungen durch den Engländer daraus allerdings keinen Vorwurf machen. Trotz allem durfte er im Moment keine Rücksicht nehmen. Äußerst bedachtsam und vorsichtig hob er ihren Kopf an und zwang sie, das mit Laudanum versetzte Wasser zu trinken, bevor er sie wieder auf das Kissen bettete.
„Nein. Versucht jetzt nicht zu sprechen.“ sagte Duncan, als Catherine im Begriff war, etwas zu äußern.
„Wir werden uns später über die Geschehnisse unterhalten. Hört mir im Augenblick nur zu. Der Doktor meint, dass nichts gebrochen ist. Er hat Eure Rippen verbunden. Die Blutergüsse im Gesicht und an den anderen Stellen Eures Körpers wurden mit einer Creme verarztet, die das Abklingen der Wunden fördern soll, und Euer Gesicht soll mit feuchten Tüchern gekühlt werden.“
Ihre Augen waren bereits wieder geschlossen, als es an der Tür klopfte. Eines der Dienstmädchen brachte einen Eimer mit kaltem Wasser und Tüchern.
Als Duncan mit Catherine wieder alleine war, tauchte er eines der Tücher in das Wasser und legte es auf ihr Gesicht. Sie zuckte zusammen, aber Duncan beruhigte sie.
„Haltet still, Catherine. Die Kälte wird den Schmerz ein wenig lindern, ebenso wie das Laudanum, dass ich Euch zu trinken gegeben habe. Bitte macht Euch jetzt keine Sorgen. Ich werde mich um alles kümmern.“
Sie versuchte erneut etwas zu sagen. „Die Kinder.“ hauchte sie.
Duncan, der sein Ohr dicht an ihren Mund halten musste, um etwas zu verstehen, hatte dennoch vernommen, was Catherine geflüstert hatte.
„Mit ihnen ist alles in Ordnung. Fiona kümmert sich um sie.“
Nach dieser Mitteilung sank Catherines Kopf zur Seite und sie fiel erneut in den Schlaf.

Da der Tag inzwischen schon weiter fortgeschritten war, beschloss Duncan, zurück in das Dorf zu reiten. Es lag noch genügend Arbeit vor den Menschen aus Glenmhor, wenn die Häuser in ihren ursprünglichen Zustand versetzt werden sollten. Ehe er das Haus verließ, machte er sich auf den Weg zur Küche, in der Fiona und die Kinder vermutete.

******

Die Haushälterin Mrs. Wilkes bemerkte Duncan sofort, als er in ihrem Heiligtum erschien.
„Guten Morgen, Mr. MacLeod.“ sagte sie. „Kann ich Euch helfen?“
„Ich suche Fiona.“
„Fiona und die Kleinen sind zu den Ställen gegangen.“
„Was machen sie denn dort?“ fragte Duncan verwundert.
„Die Stute dess jungen Herrn wird demnächst fohlen. Er ist schon ganz aufgeregt. Deshalb ist Fiona mit ihm und der kleinen Mary dorthin gegangen. Sie wollten sich überzeugen, dass alles in Ordnung ist.“
„Aha.“ war Duncans einziger Kommentar darauf.
„Und nun, setzt Euch erst einmal.“
„Wie geht es eigentlich, Lady Catherine?“
„Nachdem sie vorhin einmal kurzzeitig aus ihrer Bewusstlosigkeit erwacht war, schläft sie jetzt wieder. Ich habe ihr noch einmal Laudanum gegen die Schmerzen gegeben und ihr Gesicht mit feuchten
Tüchern gekühlt. Offensichtlich muss ich während meiner Wache an ihrem Krankenbett kurz eingenickt sein. Wie spät ist es eigentlich?“
„Es ist gleich zwei Uhr.“
„Du meine Güte.“ entfuhr es Duncan. „Ich hätte schön längst im Dorf sein müssen.“
Bereits als er diese Worte äußerte, schickte er sich an, die Küche zu verlassen.
„Moment, junger Mann.“ kam es da von Mrs. Wilkes.
„Bevor ihr zum Dorf reitet, werdet ihr erst noch etwas essen. Selbst ein so stattlicher und starker Mann wie ihr, kann nicht nur von der Luft leben. Ich lasse Euch hier nicht eher weg, bis ihr etwas zu Euch genommen habt. Es geht doch nicht an, das Gäste des Hauses hier bis zum Umfallen schuften. Lady Catherine wäre damit jedenfalls nicht einverstanden. Und nun setzt Euch mein Junge und langt ordentlich zu.“ sagte die Haushälterin und tischte Duncan ein üppiges Mahl auf, welches unter anderem aus Porrigde, Lammkeulen und diversen anderen Leckereien bestand.
Während sich Duncan das Essen schmecken ließ, redete Mrs. Wilkes unaufhörlich.
Aus ihren Erzählungen konnte er entnehmen, dass sie einen Großteil ihres Lebens in Maclean-House verbracht hatte. Nachdem Catherine Colin Maclean geheiratet hatte, war sie zunächst deren Kammerzofe gewesen. Im Laufe der Jahre hatte man ihr dann die Stellung der Haushälterin übertragen. Einen besonderen Platz in ihrem Herzen nahm jedoch Fiona ein. Die ungestüme und liebliche Fiona, die von ihrem Wesen her, so ganz anders war, als ihre Geschwister, und die die Engländer aus tiefstem Herzen hasste. Der Vater hatte ihr schon recht frühzeitig sowohl den Umgang mit dem Dolch als auch den mit Schwert gelehrt, so dass sie – insbesondere im Umgang mit dem Dolch – ihrem älteren Bruder Kyle, was Fähigkeiten und Fertigkeiten betraf, in Nichts nachstand. Eine für die Zeit eher untypische Ausbildung, aber Colin Maclean hatte darauf bestanden. Auch entgegen den Wünschen seiner Gemahlin hatte er durchgesetzt, dass Fiona die gleiche Ausbildung erhielt, wie sein Erstgeborener Kyle. So konnte sich Fiona in verschiedenen Sprachen, wie dem Englischen, dem Französischen, dem Latein und selbstverständlich auch dem Gälischen verständigen.
Fiona sei, so erzählte ihm Emma Wilkes in ihrem Wesen so ganz anders als ihre Mutter. Sie hatte das Temperament ihres Vaters Colin geerbt. Das ließ sich nun mal nicht leugnen. Trotz allem sei sie sehr verletzlich, merkte die Haushälterin an.
„Passt auf das Mädchen ein wenig auf, mein Junge. Sie ist bei Weitem nicht so hart im Nehmen, wie sich sie immer gibt.“
'Mein Junge' dachte Duncan. Schon lange Zeit hat niemand es gewagt ihn als Jungen zu bezeichnen. Schließlich war er ein erwachsener Mann und zudem noch unsterblich. Aber er mochte die mütterliche Art von Emma Wilkes, erinnerte sie ihn doch an seine eigene Mutter, die er heute noch genauso vermisste, wie damals, als er gezwungen gewesen war, Glenfinnan zu verlassen. Sie war die Einzige gewesen, die weiter zu ihm gehalten und ihn nicht verdammt hatte, als er durch den Vater aus dem Clan verstoßen worden war.
Er war im Jahr 1625 noch einmal nach Glenfinnan zurückgekehrt. Dort hat er seine Mutter am Sterbebett seines Vaters angetroffen. Sie hatte ihm das Clanschwert der MacLeods in die Hand gedrückt. Mit diesem war er dann gegen Kanwulf und seine Schergen ins Gefecht gezogen. Danach hatte er sie nie wieder gesehen. Deshalb rührte ihn wahrscheinlich auch die Art und Weise, wie die ältere Mrs. Wilkes, um sein Wohl besorgt war.
„Mrs. Wilkes“, sagte er „meint ihr, ich könnte noch etwas von dieser leckeren Pastete bekommen?“
„Aber selbstverständlich. Langt nur zu. Ihr werdet Eure Kraft noch brauchen.“

Nachdem Duncan sein Mahl beendet und die Hände gesäubert hatte, schickte er sich an, die Küche zu verlassen. Er entrichtete der Haushälterin seinen Gruß und bedankte sich für das wirklich ausgezeichnete Essen.
Kurzerhand entschloss er sich noch einmal bei Catherine vorbei zuschauen. Da diese jedoch noch immer in tiefem Schlummer lag, machte er sich auf den Weg ins Dorf, denn dort wartete noch jede Menge Arbeit.

******

Catherine Maclean knirschte mit den Zähnen. Der Schmerz durchflutete sie in großen Wellen, und immer, wenn sie glaubte, ihn nicht mehr ertragen zu können, ebbte er ein klein wenig ab. Doch sie wusste, dass er bald zurückkehren würde, immer und immer wieder, und sie wusste auch, dass sie ihm dann wieder wehrlos ausgesetzt war. Sie war allein und saß in der Falle dieses fast unerträglichen Schmerzes. Sie hatte versagt, und dafür musste sie nun mit diesen Qualen büßen, geschweige denn, dass sie jetzt noch in der Lage war, jemandem zu helfen. Die Dorfbewohner hatten sich auf die Clanführung verlassen, aber sie in ihrer Eigenschaft als Ehegattin des Lairds hatte sie dennoch nicht schützen können. Genauso wenig wie sich selbst. Vereinzelte Tränen kullerten aus ihren Augen, als sie darüber nachdachte.
„Bitte, Mama, weine nicht. Hier, trink etwas Wasser. Duncan hat gesagt, dass du wahrscheinlich Durst haben würdest.“
Catherine schlürfte das Wasser mehr denn sie es trank, und verschluckte sich fast daran.
Erst dann kam ihr zu Bewusstsein, dass es Fiona war, die mit ihr gesprochen hatte. Sie hob ihre rechte Hand und schob das Tuch von ihren Augen. Offenbar waren die Schwellungen in ihrem Gesicht ein wenig zurück gegangen.
„Es könnte schlechter sein, Fiona.“ flüsterte sie, um ihrer Tochter die Angst zu nehmen. „Wahrscheinlich sehe ich viel schlimmer aus, als ich mich in Wirklichkeit fühle.“
„Psst, Mama.“ sagte Fiona. "Duncan meinte, dass du bestimmt versuchen würdest, mit mir zu sprechen, und er hat gesagt, dass ich dir Nahe legen soll, still zu sein. Aber er sagte auch, dass ich dir erzählen könne, was passiert ist. In Ordnung? Du musst mir aber versprechen, ganz still liegen zu bleiben. Der Doktor sagte, dass nichts gebrochen ist, du aber schlimme Prellungen sowie Blutergüsse davon getragen hast. Er meinte, dass du in den nächsten Tagen der absoluten Ruhe bedarfst. Hast du verstanden?“
„Ja, mein Kind.“ sagte sie.
"Nachdem dieser Engländer auf dich los gegangen war und ich ihn mit meinem Dolch verletzt hatte, wurde einem anderen Soldaten befohlen, mich in das Esszimmer einzuschließen.
Dieser meinte, dass sich der Captain später um mich kümmern würde. Er hat mich nicht verletzt, so wie dich. Das lag sich aber auch nur daran, dass er durch meine Verkleidung nicht erkannte, was ich in Wirklichkeit bin. Nachdem der Dragoner mit dir fertig war, hat er mich aus meinem Gefängnis befreien lassen. Er war total wütend und hat herum geschrien, dass ich der mißratene Bastard eines Schotten sei, und er dafür sorgen werde, dass wir ausgerottet werden. Und außerdem sagte er, dass er uns alle in die Hölle schicken werde, wo wir seiner Meinung nach hin gehören.
'Oh, Gott.', dachte Catherine und wünschte sich sehnlichst, dass sie sich aufrichten und Fiona in die Arme schließen könnte . Fiona hörte sich so ruhig und so gleichmütig an, und das ängstigte Catherine mehr, als wenn sie in Tränen ausgebrochen wäre.
„Ich habe mit dem Dolch zugestochen, aber das weißt du sicher noch. Ich hatte große Angst um dich, Brian, Mary und all die anderen. Und nachdem mich der Soldat eingesperrt hatte, wusste ich nicht, was ich machen sollte. Durch die verschlossene Tür konnte ich nur Geräusche vernehmen. Aber mir war schon klar, was dieser Bastard dir antun würde. Es tut mir leid, Mama, dass ich dir nicht helfen konnte.“
Von grenzenloser Erleichterung erfasst, vergaß Catherine für einen Moment ihre Schmerzen. Sie war unendlich froh darüber, dass ihren Kindern nichts geschehen war, und betete insgeheim zu Gott, dass wenigstens dem Rest der Familie nichts passiert war.
Catherine, die so mit ihren eigenen Gedanken beschäftigt war, hörte deshalb auch nicht, wie die Tür geöffnet wurde. Sie bemerkte es erst als sich Fiona umdrehte und deren Gesicht sich aufhellte.

„Ist die aufgewacht?“
„Ja, Duncan. Ich habe ihr gesagt, dass sie still liegen bleiben soll und mit sich reden lassen müsste, wie du es mir aufgetragen hattest.“
„Brian und Mary verlangen nach dir, Fiona. Vielleicht solltest du zu ihnen gehen.“
Fiona warf einen Blick auf ihre Mutter.
„Mach dir keine Sorgen“, sagte Duncan „ich bleibe bei ihr. Und nun hinfort mit dir, geh zu deinen Geschwistern.“
Nachdem sich die Tür hinter Fiona geschlossen hatte, sagte Duncan zu Catherine: „Kommt, trinkt noch etwas Laudanum.“
„Nein. Bitte nicht mehr. Ich kann dann nicht richtig denken.“
„Das braucht Ihr auch nicht. Benommenheit ist allemal besser, als der Schmerz. Ihr und Eure Familie seit jetzt in Sicherheit, und ich schwöre Euch, dass ich alle beschützen werde, sollte es zu neuen Übergriffen durch die englischen Soldaten kommen. Es gibt also keinen Grund, warum Ihr Euch jetzt sorgen müsstet.“
„Sagt mir, Duncan. Wie geht es den Leuten im Dorf?“
„Wir haben den ganzen Tag gearbeitet, um das Chaos, welches die Engländer hinterlassen haben, zu beseitigen. Nun sind die Häuser – abgesehen von wenigen Ausnahmen - wieder soweit Instand gesetzt, dass man darin wieder wohnen kann. Bei vielen von ihnen waren das Dach bzw. die Dachstühle fast vollständig ausgebrannt. Um diese Schäden zu beseitigen, hat der heutige Tag leider nicht ausgereicht. Wir wollen zusehen, dass wir das Problem in den nächsten Tagen aus der Welt schaffen können, nur brauchen die Männer endlich mal eine längere Pause. Seit vergangener Nacht sind die ununterbrochen im Einsatz.“
„Und was ist mit Euch, Duncan? Ihr dürftet wohl noch länger auf den Beinen sein, als alle anderen. Wie kommt es überhaupt, dass ihr hier in Glenmhor seid?“
„Euer Gatte und Euer Sohn haben mich gebeten, auf meiner Reise nach England mit vorbei zuschauen und Euch Bescheid zu geben, dass erst in vierzehn Tagen mit einer Rückkehr ihrerseits zu rechnen ist.“
„Hat Euch mein Gatte gesagt, weshalb sie die Absicht haben, noch längere Zeit in Bhealaich zu verweilen?“
„Euer Mann nicht, aber Euer Sohn. Kyle hat sich verliebt und möchte seiner Angebeteten noch ein wenig den Hof machen.“
„Die kleine Gillian?“ fragte Catherine.
„Eben diese.“
„Kyle konnte sie als kleines Mädchen überhaupt nicht ausstehen.“
„Sagt mir, Catherine“, wechselte Duncan geschickt das Thema „wäre es nicht ratsamer Euren Ehemann über das hier Vorgefallene zu informieren?“
„Nein, Duncan. Das möchte ich nicht. Colin soll sich nicht auch noch um mich sorgen müssen. Er hat genug, um die Ohren. Ich bitte Euch, ihm nichts von von den Geschehnissen der letzten Nacht zu erzählen. Versprecht ihr mir das?“
„Dieses Versprechen kann ich Euch nur geben, wenn Ihr mir stichhaltige Argumente liefert. Nur dann wäre ich bereit, überhaupt darüber nachzudenken. Warum besteht ihr darauf, dass er nichts von der Angelegenheit erfahren soll?“
„Das kann ich Euch sagen. Ganz offensichtlich weiß der englische König von der Verbindung Colins zu den Jakobiten. Dieser Dragoner, der sich an mir vergangen hat, stellte gezielte Fragen. Das ich ihm diesbezüglich jegliche Antwort verweigerte, war wohl der ausschlaggebende Punkt für ihn, über mich herzufallen. Versteht ihr? Deshalb möchte ich nicht, dass Colin etwas davon erfährt. Er soll wie bisher nach seinen Überzeugungen handeln und sich durch nichts – aber auch gar nichts - von seinem Weg abbringen lassen. Würde ich ihm erzählen, was hier vorgefallen ist, würde er sich umgehend auf den Weg machen, um diesen Engländer ausfindig zu machen und zur Rechenschaft zu ziehen.“
„Wisst ihr, dass Fiona ähnliche Gedanken hegt?“
„Das kann ich mir sehr gut vorstellen. In dieser Beziehung ist sie ihrem Vater sehr ähnlich. Das ist das Temperament der Macleans.“ Ein kleines Lächeln zeigte sich auf Catherines Gesicht.
„Wisst Ihr, Duncan, meine Tochter mag so wirken, als könne sie nichts aus der Bahn werfen, aber dem ist nicht so. In ihrer Brust schlägt ein Herz voller Güte. Der Mann, der einmal das Glück haben sollte, sie ehelichen zu dürfen, könnte keine treuere und loyalere Frau an seiner Seite haben.“
Diesem Argument konnte auch Duncan sich nicht verschließen. Wenn Fiona einen Mann lieben sollte, dann würde diese Liebe bedingungslos sein, dessen war er sich sicher.

"In Ordnung, mein Versprechen habt ihr, auch wenn ich unter den gegebenen Umständen immer noch nicht so recht damit einverstanden bin, verstehe ich doch Eure Beweggründe. Denkt ihr Fiona wird ihren Mund halten? Ehrlich gesagt, ist es für mich schwer vorstellbar, dass sie ihrem Vater nichts sagen wird.“ grübelte Duncan.
„Fiona wird tun, was ich ihr sage. Da sie genau wie ihr Vater uneingeschränkt auf Seiten der Rebellion steht, wird sie ihm nichts von den Vorfällen der gestrigen Nacht erzählen. Sie weiß genauso gut wie ich, dass es Colin nur von seinem eingeschlagenen Weg abbringen würde."
„Gut, dann wäre diese Angelegenheit geklärt. Ihr solltet Euch nun aus ausruhen, Catherine. Ich empfehle mich Euch und wünsche eine angenehme Nachtruhe.“ sagte Duncan.
„Das wünsche ich Euch ebenfalls.“

Duncan verließ den Raum, um sich in das ihm zur Verfügung gestellte Gästezimmer zurückzuziehen und endlich einmal – und das nicht nur für wenige Stunden – zu schlafen.

******

Die Tage verstrichen in einer gewissen Monotonie.
Im Dorf schritten die Aufbauarbeiten unaufhaltsam voran und auch Catherines Zustand besserte sich zusehends.
Wie der Doktor vermutet hatte, war die Blutung bereits am Abend nach dem Überfall zum Stillstand gekommen, auch die Blutergüsse waren fast vollständig verblasst. Lediglich die Prellungen an den Rippen verursachten Catherine derzeitig noch ein wenig Probleme. Aber auch das würde vorübergehen.
Tagtäglich waren sowohl Fiona, Mary und Brian als auch Duncan im Gemach der Genesenden anzutreffen.
Bereits nach fünf Tagen war Catherine wieder in der Lage, ihren Pflichten als Hausherrin – wenn auch noch nicht vollständig – nachzukommen.
Alle Bewohner des Hauses freuten sich über die Entwicklung der Dinge. Zeigte es doch, das Catherine ganz eindeutig auf dem Weg der Besserung war.

Die Arbeiten im Dorf waren zehn Tage nach dem stattgefundenen Überfall abgeschlossen. Aus diesem Grund sollte eine kleine Feier stattfinden, an der auch sämtliche Bewohner des Dorfes teilnahmen. Selbst Catherine war im Dorf erschienen. Sie wollte damit kundtun, dass alles wieder in Ordnung war.
Es wurde ein sehr lustiger Nachmittag, an dem getanzt, gesungen und viel gelacht wurde. Alle waren zu Recht stolz auf das Vollbrachte.
Wehmütig beobachtete Duncan, der zusammen mit Catherine auf einer Bank saß, das bunte Treiben. Für ihn bedeutete dies den vorläufigen Abschied von Glenmhor. Er hatte alles in seiner Macht stehende getan. Glenmhor Village erstrahlte wieder in altem Glanz, und auch Catherine hatte sich inzwischen fast vollständig erholt. Nichts – aber auch gar nichts – deutete heute noch auf die Nacht des Überfalls hin.
Da Duncan in England dringende Angelegenheiten erwarteten, hieß das erst einmal Auf Wiedersehen zu sagen. Noch heute würde er sich auf den Weg nach London machen.
„Ihr wirkt so nachdenklich, Duncan.“
„Ihr habt eine gute Beobachtungsgabe, Catherine. Mir ist soeben bewusst geworden, dass meine Arbeit hier getan ist und ich daher keine Veranlassung mehr dazu habe, meine bevorstehende Reise nach England noch weiter hinaus zu schieben. Es liegen wichtige Entscheidungen an, die möglicherweise über das Schicksal von ganz Schottland entscheiden werden. Sie dulden nunmehr keinen Aufschub mehr. So gern ich noch hier in Glenmhor verweilen würde, es geht nicht. Die Pflicht ruft.“
„Ich verstehe.“ meinte Catherine.
„An dieser Stelle möchte ich noch einmal meinen Dank zum Ausdruck bringen. Ihr habt viel für die Menschen hier getan, mehr als ihr hättet tun müssen und dafür danke ich Euch aus tiefstem Herzen.“
„Das ist nicht nötig, Catherine.“
„Doch, dass ist es wohl.“
„Wisst ihr Catherine, irgendwie scheint diese Familie Probleme mit Freundschaftsdiensten zu haben. Mit Eurer Tochter habe ich die gleiche Diskussion auch schon führen müssen.“
Catherine schmunzelte.
„Wisst ihr, Duncan, Ihr ähnelt sehr meinem Colin. Ihr habt Führungsqualitäten und seid immer für andere da. Es gibt wenige Männer Eures Schlages. Ebenso wie mein Gatte wäret ihr ein geeigneter Clanchef.“
Wenn Catherine nur wüsste. dachte Mac. Einst vor sehr langer Zeit war ihm genau dieses Los vorherbestimmt gewesen. Doch mit seiner Wandlung in einen Unsterblichen war all das nicht mehr möglich. Er war verstoßen und verbannt worden, und damit gab es für ihn keine Möglichkeit mehr, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten. Er wusste bis heute nicht einmal, ob der Clan der MacLeods von Glenfinnan überlebt hatte, da es ja auch immer wieder zu Kleinkriegen der einzelnen Clans untereinander gekommen war.
Er selbst war niemals wieder nach Glenfinnan zurückgekehrt.
Duncan schüttelte die traurigen Gedanken ab. Er schenkte Catherine statt dessen ein Lächeln und sagte zur ihr: "Ich werde mich jetzt auf den Weg machen. Soll ich Euch, Fiona und die Kinder vorher noch an Maclean-House absetzen?“
„Das wird nicht nötig sein. Der Kutscher hat die Anweisung bekommen uns hier gegen sieben Uhr abends abzuholen. Geht nur. Ich weiß, dass vor Euch ein langer und beschwerlicher Weg liegt, wenn ihr nach London reist. Ich wünsche Euch eine gute Reise.“
„Und Euch wünsche ich, dass ihr vollständig genest, Catherine.“
„Ich danke Euch.“
„Grüßt Fiona und die Kleinen von mir. Wenn alles in geordneten Bahnen verläuft, werden wir uns zu Kyles Hochzeit im Sommer wiedersehen. Bis dahin gebt gut auf die Eurigen acht.“
Catherine reichte ihm zum Abschied die Hand.
Diese Geste erwiderte Duncan, in der er der ihm dargebotenen Hand einen Kuss aufhauchte. Dann wandte er sich ohne weitere Worte ab und verschwand in den an MacLean-House angrenzenden Stallungen. Wenig später war Hufgetrappel zu hören, als er auf seinem Rappen gen Wald ritt und somit für längere Zeit aus dem Leben der Macleans verschwinden sollte.
******


Am 15. Juni 1745 heirateten Kyle Maclean und Gillian Farquharson. Es war ein wunderschönes Fest, an dem auch Duncan teilgenommen hatte. Trotz einer zwischenzeitlich stattgefundenen Reise nach Paris, bei der er noch einmal Kontakt zu Charles Edward Stuart aufgenommen hatte, war es ihm gelungen noch rechtzeitig in Glenmhor einzutreffen, um seinem Freund als Trauzeuge zur Seite zu stehen.
Kyle, der nach Aussagen seiner Mutter, schon völlig kopflos wegen der bevorstehenden Trauungszeromonie gewesen war, hatte sich scheinbar nur sehr schwer davon überzeugen lassen, dass Duncan tatsächlich auftauchen würde, und das, obwohl dieser durch einen Boten einen Brief hatte überbringen lasssen, in dem er für besagten Tag sein Kommen angekündigt hatte.
Gillian hatte wirklich ganz bezaubernd ausgesehen, als sie in ihrem hellblauen Kleid in der Kirche auf ihren zukünftigen Gatten wartete. Sie und Kyle waren so ineinander vernarrt, dass sie für den Rest des Tages für niemand anderen mehr einen Blick übrig hatten und sich am frühen Abend als das Fest noch immer in Gang gewesen war, zurückgezogen hatten. Ein klein wenig hatte Duncan die beiden um ihr Glück beneidet. Irgendwo in seinem Innern hoffte er noch immer, dass ihm irgendwann ebenfalls einmal eine solche Liebe beschieden sein möge, wie diese, die Kyle und Gillian miteinander verband. Vermutlich würde das für immer ein Traum bleiben, denn schon allein die Tatsache, dass er unsterblich war, macht die Sache nicht einfacher.

Was niemand zu diesem Zeitpunkt wissen konnte, war die Tatsache, dass es sich bei der Hochzeit von Kyle und Gillian, um die letzte große Feierlichkeit in Glenmhor handeln sollte, denn die ersten dunklen Wolken einer ungewissen Zukunft waren bereits dabei ihre Schatten vorauszuwerfen...

© Norina Becker (Dezember 2008)




 
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