Shadows Of The Past - Teil 3 (Rebellion) Kapitel 1 - 3


Teil 3 – Rebellion

Kapitel 1: Begegnungen 

März 1745 - irgendwo in den schottischen Highlands

Ein Blick aus dem Fenster zeigte Duncan, dass das Wetter in Richtung Norden nur noch schlechter werden konnte. Es war zwar schon März, doch noch immer hielt der Winter die Region der nordwestlichen Highlands in seinen Klauen. Überall wo man hinschaute war die Landschaft mit einer dicken Schneedecke überzogen. Gerade jetzt sah der Himmel wieder einmal so aus, als ob es jeden Moment zu schneien anfangen würde, denn dicke graue Wolken zeigten sich am Firmament.

Resigniert drehte er sich vom Fenster weg und zu seinem Freund und Begleiter Kyle Maclean um. Seine Gedanken schweiften ab.
Kyle und er hatte sich vor mehr als 3 Jahren auf einer Reise nach Frankreich kennen gelernt. Genau wie Duncan stammte auch Kyle aus den schottischen Highlands. Sein zu Hause war Glenmhor, ein kleiner Ort an den den Ufer des Loch Coulin. Dieser Ort war das zu Hause des Clans der Macleans. Damit Kyle etwas mehr von der Welt zu sehen bekam, hatte es ihm sein Vater Colin ermöglicht, längere Zeit auf dem europäischen Festland zu verbringen. Kyle und er hatten sich auf dem Weg nach Dover kennen gelernt, als die Mietkutsche, in der beide saßen, in der Nähe von Kingswood von einer Bande von Wegelagerern überfallen worden war. Seite an Seite hatten sie gegen die Banditen gekämpft und letztendlich den Sieg davon getragen. Dies war der Beginn ihrer Freundschaft gewesen. Und nun schickten sie sich an Kyles Heimatort zu besuchen.
Mac - derzeitig wie ein Gentleman in braune Breeches dazu passenden Stiefeln und einem weißen Hemd gekleidet - dachte an Paris und somit an die sorglose Zeit, die er bis vor kurzem dort verbracht hatte. Er dachte an König Louis den XV., der in dieser prunkvollen und wahrhaft eleganten Stadt residierte. Einer Stadt, die voller Glanz war und deren Straßen nur so von Musik erfüllt zu sein schienen. Er erinnerte sich an die schönen Ladys mit ihren weiß gepuderten Haaren, den pompösen Frisuren und den skandalösen Gewändern. Sie waren überall am Hof anzutreffen, und der Großteil von ihnen war amourösen Abenteuern nicht abgeneigt gewesen. Eine typische Eigenart der Leute, die sich am Hof von Versailles aufhielten.
Einem jungen schottischen Edelmann mit einer gut gefüllten Börse, der zudem noch über Charme und Witz verfügte, war es dort nicht weiter schwer gefallen, sich einen Platz in der Gesellschaft zu erobern.
Duncan hatte diese Zeit sehr genossen: Das pralle Leben und den damit verbundenen Müßiggang. Dennoch war er nach einer Weile ruhelos geworden und hatte sich nach einem anderen Betätigungsfeld umgesehen. Er strebte nach höheren Zielen. Und da er schon immer an den politischen Intrigen die sich in Schottland abspielten Interesse gezeigt hatte, hielt er schon seit Jahrzehnten dem Hause der Stuarts, in seinen Augen den rechtmäßigen Herrschern, die absolute Treue. Als mit Charles Edward Stuart ein mutiger und energischer junger Mann, der zudem noch über eine starke Ausstrahlungskraft verfügte, vor etwa zwei Jahren am Hof von Versailles auftauchte, war es Duncan sofort klar gewesen, dass er ihm seine Dienste anbieten würde. Macs Loyalität galt ausschließlich dem schottischen Königshaus, auch deshalb, weil er sich noch gut an
die Zeit der ersten Rebellion von 1715 erinnern konnte. Damals war es Charles Edwards Vater gewesen, der versuchte hatte, den schottischen Thron zurück zu erobern. Da Mac zusammen mit Connor an en damaligen Kämpfen teilgenommen hatte, wusste er nur zu gut, was sich nach der Niederschlagung des Aufstandes abgespielt hatte. Ächtungen und Hinrichtungen waren an der Tagesordnung gewesen.
Er hasste die Engländer aus ganzem Herzen, insbesondere diese Whigs, die den Deutschen namens George II. aus dem Hause Hannover auf den Thron gesetzt hatten. Deshalb war Duncan gewillt, wenn irgend möglich, dem Prinzen seine ganze Unterstützung zukommen zu lassen. Der Tatendrang und der Ehrgeiz des jungen Charles, vor allem aber sein Elan und sein Vertrauen darauf, dass er auf all das Anspruch erheben konnte, was in seinen Augen sein Geburtsrecht war, hatten Mac dazu bewogen, sich ganz in den Dienst des jungen Pretenders zu stellen. So kam es dazu, dass er im Laufe der Jahre zu einem der engsten Berater und Vertrauten des Prinzen geworden war.

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„Wenn wir noch vor Einbruch der Dunkelheit in Glenmhor sein wollen, Duncan, sollten wir jetzt langsam aufbrechen.“ sagte Kyle und unterbrach damit Macs Gedankengänge.
„Du hast recht. Wir sollten uns wirklich umgehend auf den Weg machen. Der Himmel sieht zwar nicht Vertrauen erweckend aus, aber ich denke, dass das Wetter nicht besser werden wird. Warum also noch zögern. Machen wir uns auf den Weg.“
Beide legten sich ihre Mäntel, die sie während des Aufenthaltes in dem Gasthaus ausgezogen hatten, wieder um, zogen sich ihre Handschuhe an und gingen dann in Richtung der Stallungen, in der die Pferde untergestellt waren. Zum Schutz gegen die Kälte und den Wind schlugen sowohl Duncan als auch Kyle den Kragen ihres Mantels nach oben.

Sie ritten querfeldein. Dadurch sparten sie sich eine Unmenge an Zeit, die sie in jedem Fall zugesetzt hätten, wenn sie auf den herkömmlichen Wegen gereist wären.
Nach einem etwa zwei Stunden andauernden Ritt brachte Kyle sein Pferd auf einer kleinen Anhöhe zum Stehen. Duncan tat es ihm gleich. Von hier oben bot sich ihnen ein phänomenaler Ausblick. Eingebettet zwischen den umliegenden Bergen und Hügeln war das Tal von Glenmhor zu erkennen, dass selbst jetzt - von Eis und Schnee bedeckt - eine einmalige Schönheit ausstrahlte. Duncan konnte sich gut vorstellen, wie es hier im Frühling und Sommer aussah, wenn alles in saftigem Grün stand und das Tal wieder von dem Lachen und den Stimmen der hier lebenden Mensch erfüllt sein würde. Dieser Platz erinnerte ihn sehr stark an Glenfinnan, seinen Geburtsort, den er seit nunmehr 120 Jahren nicht wiedergesehen hatte.
Duncan verharrte noch einen Augenblick sinnend, bevor er seinem Pferd die Fersen in die Flanken schlug und Kyle folgte, der bereits den schmalen Pfad hinab zum Dorf geritten war.

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Da das Hufgetrappel der Pferde auf dem festgefrorenen vereisten Boden weithin zu hören war, blieb natürlich auch ihre Ankunft nicht unbemerkt. Schon als sich beiden vor dem großen Herrenhaus aus den Sätteln ihrer Pferde schwangen, tauchten an der Tür des Hauses zwei Frauen auf, bei denen es sich augenscheinlich um Kyles Mutter Catherine und eine seiner Schwestern handeln musste.
„Mutter.“ rief Kyle und stürmte, kaum das er vom Pferd gestiegen war, auf die ältere der beiden zu, nahm sie in seine Arme und gab ihr einen Kuss auf die Wange. Gleichermaßen verfuhr er mit der Jüngeren, die so etwa um die 20 Jahre zählen dürfte, und die er Duncan wenig später als seine Schwester Fiona vorstellte.
„Es ist schön wieder hier zu sein. Drei Jahre sind eine lange Zeit. Ich habe euch alle vermisst.“
Ehe Kyle noch etwas anderes sagen konnte, erinnerte Catherine Maclean ihren Sohn daran, dass ja noch jemand war
„Willst du uns einander nicht vorstellen, Kyle?“ fragte sie.
„Entschuldige bitte, Mutter. Das ist Duncan MacLeod ein guter Freund von mir. Duncan, die sind meine Mutter Catherine und meine Schwester Fiona.“ stellte er die beiden Frauen vor.
„Es ist mir Ehre und Vergnügen zugleich, Mistress Maclean, Miss Maclean.“ sagte er und nahm zuerst die Hand der älteren der beiden Maclean-Ladys in die seine, um dieser einen Handkuss aufzuhauchen. Gleichermaßen verfuhr er bei Kyles Schwester Fiona.
„Herzlich Willkommen in Glenmhor, Mister MacLeod. Ich hoffe Sie und Kyle hatten ein angenehme Reise.“
„Die hatten wir Mistress Maclean. Durch den langandauernden Frost war es zwar relativ kalt, aber wir waren ja durch unsere Mäntel gut geschützt. Außerdem weiß ich aus eigener Erfahrung, dass es nichts Ungewöhnliches ist, wenn die Winter in den Highlands bis in den April andauern. Ich bin schließlich in Schottland geboren und habe hier auch lange Zeit gelebt.“
„Woher stammen sie. Mister MacLeod?“
„Aus Glenfinnan.“ sagte Mac. Verschwieg allerdings, dass er dort bereits vor über 150 Jahren geboren worden war. Das Phänomen seiner Unsterblichkeit konnte und wollte er den Macleans nicht offenbaren. Selbst Kyle wusste bis heute nichts davon.
„Und nennen Sie mich doch bitte, Duncan.“
„Dann müssen sie mich Katherine nennen. Und ich denke Fiona wäre es auch angenehmer, wenn wir uns hier alle mit Vornamen anreden würden.“
„Sehr gern komme ich diesem Wunsche nach.“

„Wo ist eigentlich Vater?“ fragte Kyle nachdem alle einander vorgestellt worden waren
„Er bereitet alles für eure morgige Abreise nach Dragonheart Castle vor.“ teilte Catherine ihrem Sohn mit. „Alle sind schon ganz gespannt auf die Nachrichten, die ihr aus Frankreich mitgebracht habt. Wird es zum Kampf kommen?“
„Dazu kann dir Duncan später sicher mehr sagen, Mutter. Er ist einer von Charles Beratern. Wenn es etwas zu erzählen gibt, weiß er es. Und nun würde ich vorschlagen, dass wir langsam in Haus gehen, sonst frieren wir hier draußen noch fest. Es wird langsam ungemütlich.“ meinte Kyle.
„Oh. Entschuldigt bitte. Selbstverständlich. Herein mit euch. Ich werde gleich mal in die Küche gehen und für jeden einen Becher Gewürzwein holen, dann könnt ihr euch erst einmal aufwärmen. Und außerdem werde ich nachschauen, ob die Köchin noch etwas zum Essen auftreiben kann. Wie sieht es bei Euch aus, Duncan? Habt Ihr Hunger?“
„Einer kleinen Mahlzeit wäre ich nicht abgeneigt.“

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Nachdem Duncan und Kyle etwas zu sich genommen hatten, begaben sie sich zu Colin Maclean, Kyles Vater und Oberhaupt des Clans der Maclean.
Duncan erzählte ihm die Neuigkeiten, die er aus Frankreich mitgebracht hatte. Momentan sieht es tatsächlich so aus, als ob sich Charles Edward Stuart anschickt im Sommer nach Schottland zu kommen und dem ihm durch Geburt zustehenden Rang einzunehmen. Er hat die Absicht den schottischen Thron von den Engländer zurückzuerobern, und will sich durch nichts von seinem Vorhaben abbringeb lassen. Zwar ist nach wie vor mit keinerlei Unterstützung seitens Frankreichs zu rechnen, aber Prinz Charles ist wild entschlossen.“
„Dies sind wirklich gute Nachrichten. Da haben wir doch etwas, was wir den anderen Clanchiefs anbieten können.“ freute sich Colin. „Ich hätte wirklich nie gedacht, dass der junge Charles den Mut aufbringen würde, sich der Sache der Jakobiten anzunehmen.“
„Ich glaube Charles ist genau der richtige Mann dafür. Wenn es jemand schaffen kann, Schottland wieder in die Unabhängigkeit zu führen, dann er.“ sagte Duncan zu Colin. „ Er hat den Ehrgeiz dazu, ist zudem mutig, energisch und voller Tatendrang. Außerdem hat er großes Vertrauen in sich selbst. Er ist der Meinung, dass er auf alles einen Anspruch erheben kann, was in seinen Augen sein Geburtsrecht ist.“
„Die Frage ist, inwieweit die Schotten bereit sind, sich für ihn einzusetzen. Aber das werden wir noch früh genug erfahren. Morgen geht es erst einmal nach Bhealaich zum Treffen mit den anderen Chieftains und dann werden wir weitersehen. Und jetzt Gentlemen sollten wir uns zu Bett begeben. Wir müssen morgen sehr früh los, da es ein recht langer Weg nach Dragonheart Castle ist. Ich wünsche Euch Duncan und auch dir Kyle eine gute Nacht. Wir sehen uns dann morgen.“

Kapitel 2: Kreuzwege

Einen Tag später

Es war ein langer und anstrengender Ritt gewesen, den Duncan und seine Begleiter auf ihrem Weg nach Norden zurücklegen mussten. Die zerklüfteten Felsen und Berge ragten weit in den Himmel hinauf und der Schnee glitzerte in der Wintersonne. Meilenweit war oftmals weder eine Hütte zu sehen, noch war irgendein anderes Indiz zu erkennen, welches darauf hindeutete, dass in diesem Teil des Landes überhaupt Menschen lebten. Doch dann kamen die sie plötzlich wieder in ein Dorf aus dessen Häusern der Rauch der Torffeuer aus den Schornsteinen aufstieg. Dort kamen die Leute herbei, um sie auf das Herzlichste zu begrüßen, und um die Neuigkeiten zu erfragen.
Dies war das Schottland, das Duncan kannte: Raue Berge, eine endlose Wildnis und Menschen, die mehr als gastfreundlich waren.
Am späten Nachmittag machte die kleine Gruppe Rast und wurde von einem Bauern zu einer Mahlzeit, die aus Haferbrot und Blutwurst, dem sogenannten Black Pudding bestand, eingeladen. Die Frau des Bauern saß in der Nähe des Feuers und arbeitete an einem Webstuhl. Vier Kinder sprangen in der Hütte umher. Alle Männer des Gefolges wurden willkommen geheißen und jeder bekam von dem Wenigen, was die Familie entbehren konnte. Sollte diese unter ihrer Armut zu leiden haben, so war ihnen das nicht anzumerken. Bevor die Gruppe ihr Reise fortsetzte, bedankten sich Duncan und Kyles Vater persönlich bei ihrem Gastgeber. Unzählige Entschuldigungen wurden hervorgebracht, bevor der Mann davon überzeugt werden konnte, dass dringende Angelegenheiten auf sie warteten, und sie deshalb daran hinderten, die Nacht in seinem Haus zu verbringen. Als sie sich endlich wieder auf den Weg machen konnten, hatte der Wind an Kraft zugelegt und es begann zu schneien.

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Es sind Männer wie dieser hier, die der Prinz brauchen wird, um Schottland zum Sieg zu führen.“ sagte Duncan zu Kyle bevor sich die Reiterschar in Richtung Bhealaich in Bewegung setzte. „Gute und aufrechte Männer, mit einem eisernen Willen und einem mutigen und tapferen Herzen. Und genauso verhält es sich mit seinen Generälen und Anführern. Unsere Rebellion wird nur so erfolgreich sein, wie die Berater von Charles."
"Damit habt ihr euch also auseinandergesetzt, Duncan" meinte Alasdair MacDonald, das Oberhaupt des MacDonald-Clans.
"Dass musste ich ja zwangsläufig, denn ich bin ja ein Berater seiner Hoheit."

Während des Weiterritts blickte sich Duncan um, und meinte: "Dieses felsige Gelände hier wäre ein idealer Kampfplatz für die Hochländer. Die Männer, die hier geboren und aufgewachsen sind und hier leben, kennen die Vorteile dieses Terrains ebenso wie seine Schwächen. Wenn es uns gelingen sollte, den Kampf hier auszutragen, haben wir eine große Chance zu gewinnen."
"Dies unser aller Wunsch, Duncan. Es wäre schön, wenn endlich wieder ein Stuart auf dem Thron sitzen würde. Aber ich habe bereits mehrere Auseinandersetzungen zwischen den Engländern und den Schotten miterlebt. Schon bei den Aufständen von 1715 und 1719 musste ich mit ansehen, wie groß die Hoffnungen waren, und wie gnadenlos sie am Ende zerstört wurden. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass dies unser letzter Kampf sein wird".
Was sollte Duncan darauf erwidern? Er konnte dem MacDonald schlecht erzählen, dass er selbst bei den letzten beiden Aufständen dabei gewesen war und mit ansehen musste, was seinen Landsleuten nach dem Scheitern derselbigen durch die Engländer widerfahren war. Auch ihm war es bewusst, dass dies wahrscheinlich die letzte Schlacht für die Schotten sein würde. Sollten sie nicht siegreich aus der ganzen Angelegenheit hervorgehen, wäre es wahrscheinlich das Ende für all das wofür Schottland stand, da war sich Duncan ganz sicher.
Zwischenzeitlich waren sie in Bhealaich angekommen. Das Wasser des Loch Beinna Mheadhoin war fast schwarz und aus den Himmel über ihnen rieselten die Schneeflocken herab. In der Ferne waren die Klänge eines Dudelsacks zu hören. Ein trauriger und unheimlich wirkender Klang erfüllte die Umgebung der Burg. Ja, der Dudelsack. Er wurde gespielt, wenn die Schotten feierten, wenn sie einen der ihrigen zu Grabe trugen und wenn sie in den Kampf zogen. Duncan wusste deshalb auch, warum sogar die hartgesottensten Männer bei seinen Klängen zu Tränen gerührt wurden oder andere nach seine Klängen wie die Berserker kämpfen konnten.
Die Männer erreichten wenige Minuten später ihr Reiseziel. Innerhalb der Burg in der großen Halle loderte ein Kaminfeuer und jeder der Angekommenen erhielt einen Becher, welcher mit Whisky gefüllt war.

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Etwa 20 Minuten später stand Duncan vor dem prasselnden Kaminfeuer in der großen Halle der Burg, als er plötzlich die Anwesenheit eines anderen Unsterblichen spürte. Es war der Buzz von Warren Cochrane, den er wahrnahm.
„Welche Informationen hast du für uns, Duncan?“ fragte dieser.
Langsam und bedächtig äußerte sich Mac.
„König Ludwig will sich nicht mehr einmischen. Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass er zum jetzigen Zeitpunkt noch bereit ist, den Prinzen zu unterstützen, sei es mit Geldmitteln oder mit einer Armee.“
Daraufhin nahm Cochrane den Brief, der im Laufe des Nachmittags durch einen Boten hier abgegeben worden war und zerknüllte ihn wutentbrannt.
„Noch vor einem Jahr war Ludwig ganz anderer Meinung. Er war nur allzu bereit, die Sache der Stuarts – unsere Sache - zu unterstützen!“
„Die Zeiten ändern sich, Warren. Vor einem Jahr war der französische König auch noch der Meinung, dass ihm Charles von großem Nutzen sein könnte.“ entgegnete Mac.
„Seitdem der Plan einer französischen Invasion in England im vergangenen Jahr verworfen wurde, wird der Prinz am Hof weites gehend ignoriert.“
Cochrane, der sich allmählich in seine Wut hineingesteigert hatte, gab auf Duncans Ansage nur folgendes zurück: „Dann müssen wir eben ohne die Hilfe der Franzosen auskommen. Die Hochländer werden in jedem Fall für Schottland und ihren Prinzen kämpfen.“
„Das ist richtig“, pflichtete Duncan ihm bei „aber wie viele werden es sein?“
Als Cochrane ihn unterbrechen wollte, hob er warnend die Hand. „Auch meine ganze Loyalität gehört dem Prinzen, Warren. Wenn die Zeit gekommen ist, werde auch ich für meinen rechtmäßigen König kämpfen. Genauso wie die vielen anderen Clans der MacDonalds, MacGregors, MacKays, Camerons, Macleans und Farqharsons. Dazu brauchen wir aber Einigkeit unter ihnen. Wir müssen aufhören uns untereinander zu bekriegen. Wir müssen ganz einfach als Einheit kämpfen. Nur dann haben wir eine reelle Chance auf einen Sieg.“ beendete er seine Ausführungen.

„So wie es früher schon gewesen ist. Mögen unsere Wünsche und Hoffnungen sich erfüllen.“ sagte Dougal Farqhuarson ruhig und gefasst. „Wir sollten uns dennoch nichts vormachen. Nicht jedes Clanoberhaupt hier in Schottland wird hinter dem rechtmäßigen König stehen.“
„Da haben Sie wohl Recht, Dougal. Gerade den im Grenzgebiet lebenden Schotten, die durch die Vereinigung von Schottland und England große wirtschaftliche Vorteile genießen, liegt so gut wie überhaupt nichts an einer Wiedereinsetzung des schottischen Königshauses. Von dort werden wir kaum mit Unterstützung rechnen können. Wenn, dann kann Charles nur hier im Hochland mit einem großen Rückhalt rechnen.“ stimmte Duncan dem eben Gesagten zu. „Und nun meine Herren sollten wir uns vielleicht doch etwas angenehmeren Dingen widmen.“

Es wurde noch ein langer Abend. Beim Würfeln und Kartenspielen wurde trotz allem heftig diskutiert. Das Für und Wider einer Rebellion gegen die englische Krone wurden abgewogen. Spät in der Nacht löste sich die Versammlung auf. Die Männer waren zu dem Schluss gekommen, dass man Charles Edward Stuart – sofern er den Weg nach Schottland tatsächlich finden sollte - auf das Tatkräftigste unterstützen würde.

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Nachdem sich die Runde aufgelöst hatte, verweilten Kyle und Duncan noch geraume Zeit im so genannten Rauchsalon. Duncan hatte sich auf den an den Raum angrenzenden Altan zurückgezogen. Sein Blick war nachdenklich in die Ferne gerichtet, so dass er Kyles Anwesenheit nicht sofort bemerkte.
„Was beschäftigt dich, Duncan?“ fragte dieser.
„Hmmh. Was ist? Entschuldige bitte, Kyle. Ich war mit meinen Gedanken weit weg. Was sagtest du gerade?“
„Ich wollte lediglich wissen, worüber du gerade nachdachtest. Dein Gesichtsausdruck deutete daraufhin, dass es sich um ernstere Angelegenheiten handeln könnte.“
„Ich mache mir Gedanken darüber, was wohl geschehen wir, wenn Charles hier in Schottland eintrifft. Wird er von den Schotten als Anführer akzeptiert werden? Und werden sie ihm in den Kampf folgen, wenn es erforderlich sein sollte? Zwar war der Tenor der heutigen Versammlung relativ eindeutig, doch feststeht, dass im Moment nur ein geringer Teil der in Schottland ansässigen Clans bereit ist, für den Prinzen Kopf und Kragen zu riskieren.“ meinte Duncan.
„Nun mach dir nicht so viele Gedanken, Mac. Wie heißt es so schön: Kommt Zeit, kommt Rat. Nimm dir lieber dieses Glas Whisky hier und genieße die Ruhe, die momentan noch herrscht. Über alles andere kann entschieden werden, wenn es soweit ist.“
„Du hast Recht, Kyle. Über die anstehenden Sachen sollten wir uns den Kopf zerbrechen, wenn die Zeit reif dafür ist.“ Er nahm das von Kyle angebotene Glas in die Hand.
„Cheers, mein Freund. Auf ein gutes Gelingen unserer bevorstehenden Rebellion und auf dich und die schöne Gillian.“ grinste er.
Kyle schaute Duncan ungläubig an.
„Dachtest du etwa, die Sache ist mir verborgen geblieben? Die Blicke, die ihr beiden euch den ganzen Tag über zugeworfen habt, sprachen Bände.“
„Mir wahr ehrlich gesagt nicht bewusst, dass es so offensichtlich ist. Aber ich denke, Mac, dass ich mich Hals über Kopf in das Mädchen verliebt habe. Weißt du, ich kenne Gillian schon mein ganzes Leben. Da die beiden Clans schon immer miteinander befreundet waren, gab es immer wieder gegenseitige Besuche. Allerdings hatte ich sie als kleine Nervensäge in Erinnerung. Als wir Kinder waren, verfolgte sie mich auf Schritt und Tritt. Für einen 13jährigen Jungen, der sich zudem für sehr erwachsen hielt, war es damals allerdings zu viel von einer kleinen 6jährigen ständig belauert zu werden. Aber nun, schau sie dir heute an. Sie ist erwachsen geworden, wunderschön und einzigartig. Ihre tiefschwarzen Haare, der elfenbeinfarbene Teint und dieser Mund, der zum Küssen wie geschaffen scheint.“ schwärmte Kyle von seiner gerade entdeckten Liebe.
„Nun lass es erst einmal gut sein, Kyle, dein Loblied auf die Tochter des Farqhuarson zu singen. Sonst kommst du vor lauter Schwärmerei zu nichts anderem mehr.“ sagte Mac und lachte.
„Du hast ja noch einige Tage Zeit, deiner Angebeteten deine Aufwartung zu machen. Für mich wird es aber allmählich Zeit nach England zurückzukehren. Ich habe dort noch einige Dinge zu erledigen. Oberste Priorität hat dabei, alles für Charles Edward Stuarts Aufbruch nach Schottland vorzubereiten. Wenn dies abgeklärt ist, werde ich noch einmal nach Frankreich reisen müssen, schließlich muss der Prinz über die weitere Vorgehensweise informiert werden.
„Würdest du mir bevor du nach London zurückkehrst einen großen Gefallen tun, Duncan?“
„Welchen denn? Sprich.“
„Schau doch bitte in Glenmhor vorbei und gib meiner Mutter Bescheid, dass sie erst in etwa zwei Wochen mit unserer Rückkehr rechnen kann. Da ich gerne noch eine Weile in der Nähe von Gillian verbringen möchte, habe ich Vater gebeten, mir diese Frist zuzugestehen. Ihm kam meine Bitte ebenfalls sehr gelegen, da er und Dougal Farqhuarson schon seit frühester Jugend miteinander befreundet sind. So können sich auch die beiden Väter einmal richtig austauschen, auf die Jagd gehen und ein wenig dem Müßigang fröhnen. Weder Vater noch ich möchten allerdings, d ass sich Mutter über unser langes Ausbleiben Sorgen macht. Deshalb auch meine Bitte an dich.“
„Das tue ich gern, Kyle. Es es ja auch kein Umweg auf meiner Reise in Richtung Süden.“
„Richte ihr doch bitte aus, dass, wenn alles so abläuft, wie ich es mir vorstelle, sie im Sommer eine Schwiegertochter haben wird.“
Kyles Augen strahlten bei dieser Bemerkung.
„Das werde ich tun. Und nun sollte ich mich aber endlich auf den Weg machen.“
„Du willst mitten in der Nacht losreiten? Das ist doch verrückt.“
„Mach dir um mich keine Sorgen. Es ist nicht das erste Mal das ich des Nachtens losreite. Du kannst mir glauben, dass ich genau weiß, was ich tue. Ich bin schon bei wesentlich schlechterem Wetter unterwegs gewesen. Da werden mir diese paar Schneeflocken und der Wind wohl kaum etwas anhaben können.“
„Du musst es wissen. Sei trotzdem vorsichtig. Ich hoffe dich spätestens zu meiner Hochzeit wieder zu sehen.“
„Gib mir Bescheid, wenn es soweit ist. Du weißt ja, wo ich zu erreichen bin. Schicke die Nachricht an mein Stadthaus in London. Auf irgendeine Weise wird sie den Weg zu mir dann schon finden.“
„Mac? Bist du dir hundertprozentig sicher, dass du in dieser Situation nach London zurückkehren willst? Ich meine damit nur folgendes: Du gehörst zu den Hauptiniatoren der bevorstehenden Rebellion. Ich finde es ganz schön gewagt. Durch deine Rückkehr nach London begibst du dich in unmittelbare Nähe des englischen Königs, und das, wo doch jedermann von deiner Verbindung zu den Jakobiten gehört hat. Wie du selbst am Besten weißt, stellt dies in den Augen der Engländer Hochverrat dar.“
„Dies ist mir bekannt, Kyle. Auch dass darauf die Todesstrafe steht. Aber ich kann einfach nicht gegen meine Überzeugungen handeln, und deshalb werde ich auch alles Menschenmögliche tun, um den Thronanspruch des Prinzen zu unterstützen. Das Schicksal Schottlands steht auf dem Spiel, und ich werde den Teufel daran tun, meine Hände in den Schoß zu legen, und dabei zuzusehen, wie die womöglich letzte Chance vorüberzieht, die Schottland in seinem Kampf nach Unabhängigkeit noch geblieben ist. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich den Schotten nie wieder eine solche Möglichkeit eröffnen wird. Entweder werden wir siegen oder wir gehen unter. Und was das bedeutet, weißt auch du.“ sagte Duncan im Brustton der Überzeugung.
„Pass in jedem Fall auf dich auf, Mac. Du wirst noch gebraucht.“
Da weitere Worte im Moment überflüssig waren, gab Duncan seinem Freund lediglich die Hand. Durch einen festen Händedruck verabschiedeten sich die beiden Männer voneinander. Dann drehte Duncan sich um, bestieg sein Pferd und verschwand im Dunkel der Nacht.

Kapitel 3: Überfall

Glenmhor Village in derselben Nacht

Sie kamen spät in der Nacht, als der überwiegende Teil der Bewohner des Dorfes bereits schlief. Das Geräusch der auf dem gefrorenen Boden aufschlagenden Pferdehufe klang wie Donnerschläge durch den Ort und den angrenzenden Wald.
Fiona Maclean verlagerte das Gewicht ihrer kleinen Schwester Mary, welche kurz vorher aus einem unruhigem Schlaf aufgeschreckt war und zu weinen angefangen hatte auf ihren anderen Arm und blickte aus dem Fenster.
Vater und seine Begleiter kehrten scheinbar früher als erwartet von ihrem Treffen aus Bhealaich zurück.
Fiona drückte ihr Gesicht gegen die Fensterscheibe um nach den Zurückkehrenden Ausschau zu halten. Die kleine Mary, gerade etwas mehr als drei Jahre alt und damit das Nesthäckchen der Familie, begann erneut leise vor sich hinzuwimmern, woraufhin Fiona zu ihr sagte: „Nun sei doch still. Dein Geweine muss ja nun nicht unbedingt das erste sein, was Vater hört, wenn er nach Hause kommt.“
Etwas beunruhigt sah Fiona in Richtung der Tür. Eigentlich sah draußen alles so aus wie immer. Aber dennoch…irgendwas störte sie heute. Klopfenden Herzens nahm sie eine Stola und legte diese ihrer kleinen Schwester um, bevor sie die Eingangstür des Hauses öffnete und vorsichtig hinausspähte.
Wie es schien, herrschte absolute Windstille, und abgesehen von dem Getöse, dass die Hufe der sich nähernden Pferde hinterließen, war kein weiterer Laut zu vernehmen. Jeden Moment müssten eigentlich ihr Vater, Kyle, Duncan und die anderen auf dem rechts von hier befindlichen Hügel auszumachen sein.
Zunächst geschah nichts. Doch plötzlich und ohne weitere Vorankündigung waren mit einem Mal die Schreie der Dorfbewohner zu hören.
Fiona. Komm schnell herein.“ rief Catherine Maclean. Sie eilte die Treppe hinunter und strich sich dabei eine Strähne ihres rötlichen schimmernden Haares aus dem Gesicht.
Nun beeile dich doch.“ sagte sie noch bevor sie den Arm ihrer Tochter umfasste und diese in das Haus hineinzog.
Du tust jetzt, was ich dir sage. Geh mit der Kleinen nach oben zu Brian und schließt euch im Kinderzimmer ein.“
Aber Vater und die anderen kehren doch zurück.“
Es ist nicht dein Vater. Und nun tue endlich, was dir gesagt wird, Los! Geh nach oben.“
Woher weißt du das es nicht Vater ist?“ fragte Fiona.
Wäre es dein Vater hätten die Dorfbewohner nicht vor lauter Angst aufgeschrien.“
Fiona schaute zuerst ihre Mutter an und anschließend aus dem Fenster. Und jetzt sah auch sie, was ihre Mutter bereits bei dem Blick aus einem der oberen Zimmer bemerkt hatte: Auf dem Hügel erschienen Reiter. Fiona erkannte auf den ersten Blick, um wen es sich bei diesen handelte. Es waren englische Soldaten, um genau zu sein Dragoner. Ihre tiefroten Jacken verrieten sie sogleich als das, was sie waren: Plünderer und Brandschatzer. Sie war zwar erst achtzehn Jahre alt, doch kannte sie die Schreckensgeschichten zu Genüge, die sich um die als Rotröcke titulierten englischen Soldaten rankten.
Was wollen sie nur von uns, Mutter? Wir haben ihnen doch nie in irgendeiner Weise etwas zu Leide getan.“
Das tut für die Engländer nichts zur Sache. Für sie ist es schon Grund genug, dass wir sind, was wird sind, nämlich Schotten, die sich ihrer Knute nicht einfach so beugen werden.“ Catherine ging zur Tür schloss diese und schob den großen sperrigen Riegel davor, in der irrigen Hoffnung darauf, dass die Soldaten ihre Familie vielleicht in Ruhe ließen.
„Und jetzt geh endlich in die obere Etage, Fiona. Bleib zusammen mit Brian und Mary im Kinderzimmer, und komme nicht eher heraus, als bis ich es dir sage! Hast du verstanden?“

Weitere Schreie aus dem Dorf waren zu hören. Durch das Fenster sah man die strohgedeckten Dächer mehrerer Hütten in Flammen aufgehen. „Ich möchte aber hier bei dir bleiben, Mutter. Vater würde nicht wollen, dass ich dich hier unten alleine lasse.“ erklärte sie.
Er würde es für richtig befinden, dass du auf das hörst, was ich dir sage.“
Catherine hörte die Pferde vor dem Haus und sagte noch einmal eindringlich: „Geh jetzt endlich nach oben, Fiona und gib auf deine jüngeren Geschwister acht!“
Als die kleine Mary zu weinen anfing, rannte Fiona endlich die Treppe hinauf. Sie hatte gerade die obere letzte Treppenstufe erreicht, als die Tür durch mehrere Männer eingetreten und damit aus ihren Angeln gehoben wurde. Sie drehte sich noch einmal um und musste feststellen, dass ihre Mutter einem guten Dutzend von englischen Dragonern gegenüber stand. Einer – scheinbar der Anführer der Truppe – trat auf Catherine zu und verbeugte sich. Selbst von hier oben konnte man erkennen, dass diese Geste nur als Beleidigung verstanden werden konnte.

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Fiona!“ rief der dreizehn Jahre alte Brian aus dem hinter ihr befindlichen Zimmer.
Nimm Mary, Brian, und gib mir irgendwelche von deinen Sachen, einschließlich einer Mütze.“ sagte sie und reichte dem Jungen das kleine Mädchen hinüber.
Geh zurück in das Kinderzimmer, schließe die Tür und verhaltet euch beide ganz still. Verstehst du mich?“
„Ja. Fiona. Ich habe verstanden.“ sagte der Junge und verschwand umgehend in dem angrenzenden Zimmer. Fiona selbst kauerte sich, nachdem sie sich vor Verlassen des Zimmers aus ihrem Kleid geschält hatte, und in Brians Sachen geschlüpft war, oben in eine dunkle Ecke in unmittelbarer Nähe der Treppe hin und beobachtete die Geschehnisse aus sicherer Entfernung. Ihre rotblondes, gelocktes Haar hatte sie unter der Mütze verborgen, so dass sie auf den ersten Blick, als Junge durchgehen würde.

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Seid ihr Catherine Maclean?“ fragte der Anführer der Gruppe.
Aye. Ich bin Lady Maclean.“ erwiderte Catherine hocherhobenen Hauptes und mit fester Stimme. Momentan war ihr einziger Gedanke, wie sie diejenigen, die sie liebte, beschützen konnte. Da ein Kampf aussichtslos war, griff sie zu der einzig ihr zu Verfügung stehenden Waffe, ihrem Stolz.
Was gibt euch das Recht in unser Haus einzufallen?“
Recht, Mistress? Ich bin ein Offizier unseres Königs George. Das allein dürfte wohl Grund genug sein.“
Wie ist Euer Name? Ich möchte zumindest wissen, mit wem ich es zu tun habe.“
Captain Smith, Madam.“ antwortete der englische Dragoner, zog seinen Mantel und seine Handschuhe aus und reichte sie an einen der ihm untergebenen Soldaten weiter. Offensichtlich rechnete Smith mit einer angsterfüllten Reaktion seitens Catherines. Doch die tat ihm den Gefallen nicht und blieb aufrecht vor ihm stehen.
Veratet mir doch, wo Euer Ehemann ist, Lady Maclean.“
Mein Gatte und seine Männer sind zur Jagd.“
Smith nickte und schickte fünf von seinen Leuten los, um das Haus zu durchsuchen. Irgendwie glaubte er dieser kleinen zierlichen Frau vor ihm nicht so recht. Es war schon eigenartig, dass sie keinerlei Furcht vor ihm zeigte.
Dieser Schein trog allerdings. Catherine, äußerlich zwar gelassen, zitterte innerlich nur so vor lauter Angst. Doch das würde sie diesem englischen Schweinehund vor sich nie eingestehen, komme was da wolle. Sie wusste, dass sie sehr bedächtig vorgehen musste, wenn sie ihre Familie und den Clan schützen wollte. Der Captain konnte ohne weiteres ihr Heim sowie die Häuser und Katen der hier Ansässigen in Schutt und Asche legen lassen, und das wollte sie wenn möglich verhindern. Natürlich hegte sie keine allzu großen Hoffnungen, dass sie in ihrer Eigenschaft als Ehefrau des Clanchiefs, die Menschen hier schützen könnte.„Falls es euch entgangen sein sollte, Captain. Hier sind überwiegend nur Frauen und Kinder vorzufinden. Wenn ihr mit meinem Mann sprechen wollt, habt ihr euch hierfür einen sehr ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht. Oder ist seine Abwesenheit gerade der Grund, warum ihr und eure Soldaten Glenmhor einen Besuch abstattet?“

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Smith, der mit einer einer solchen Äußerung seitens Catherines nicht gerechnet hatte, schlug sie daraufhin so stark in das Gesicht, dass sie von der geballten Kraft seines Schlages rückwärts taumelte und fast zu Fall kam.
Die Attacke auf ihr Mutter war zuviel für Fiona. Sie rannte, in ihrer Verkleidung als Knabe, die Treppe hinunter und rief: „Mein Vater wird Euch dafür umbringen, Sie englischer Bastard!“
In der Hand einen kleinen Dolch haltend stürzte sie sich auf Smith.
Dieser fluchte laut, als sie ihm die Waffe in den Handrücken stieß. Nach der ersten Verwunderung ob diesen tätlichen Angriffs, schleuderte er Fiona dann einfach zur Seite.
Dieser verdammte Bengel hat mir den Dolch in die Hand gestoßen.“ sagte er, ballte die nicht in Mitleidenschaft gezogenen recht Hand zur Faust und wollte den vermeintlichen Knaben schlagen. Doch Catherine verhinderte dies, in dem sie sich zwischen den Soldaten und ihre Tochter stellte. Der für Fiona bestimmte Schlag traf sie, und zwar fast genau wieder an der Stelle, an der sie vorhin bereits schon einmal die Bekanntschaft mit Smith’ Faust geschlossen hatte. Sie musste ihren ganzen Willen aufbringen und die Zähne zusammenbeißen, um den Engländer nicht zu zeigen, wie sie sehr sie die beiden Hiebe doch schmerzten.
Schlagt ihr immer Frauen und Halbwüchsige? Ist das der Weg wie ihr Schottland regieren wollt?“
Smith blickte sie an und holte tief Luft. Da war doch nicht zu fassen, verhöhnte ihn dieses verflixte Weibsbild ganz offensichtlich. Nun gut, wahrscheinlich war es an der Zeit dieser schottischen Schlampe zu zeigen, wo der Hammer hing. Er konnte und wollte einfach nicht zulassen, dass er von einer Frau und einem Knaben in seine Schranken gewiesen worden war, zudem es sich bei den beiden auch noch um Schotten handelte!
Er rief einen der Soldaten zu sich und sagte: „Bring den Knaben in einen anderen Raum und sperre ihn dort ein. Gib aber gut acht, dass er nicht ausbüxt.“
Ohne ein weiteres Wort schnappte der Dragoner die wild um sich tretende Fiona am linken Arm und zog sie in Richtung des Esszimmers.

******

Könnt ihr mir sagen, Mistress, was ich mit Euch und eurer missratenen Brut machen soll?“ Während Smith dies sagte, verband er seine Hand mit einem Tuch, dass er aus den Taschen seiner Uniformjacke gezogen hatte.
Könnt ihr es dem Jungen verdenken? Er kennt den Anblick einer geschlagenen Frau nicht, da sein Vater mich immer voller Hochachtung und Respekt behandelt hat.“ Catherine warf Smith einen vernichtenden Blick zu.
Seine Hand schmerzte höllisch. Das hatte er diesem Balg, diesem halben Kind zu verdanken, dass mit einem Dolch auf ihn losgegangen war. Aber er würde sich schon Respekt verschaffen und die zierliche Frau vor ihm, schien ihm genau die richtige Person zu sein, um ein Exempel zu statuieren und sich dadurch auch wieder Respekt vor seinen Männer zu verschaffen. Er würde dieses Weibsbild, dass ihm so frech die Stirn geboten hatte, für alles büßen lassen, was ihm in den letzten zehn Minuten widerfahren war.

Euer Ehemann wird verdächtigt mit den Jakobiten gemeinsame Sache zu machen…“
Tut mir leid, Captain. Ich kann Euch nicht helfen. Weder ich noch meine Familie haben dazu etwas zu sagen.“
Ich warne Euch, Catherine Maclean.
Sollte sich herausstellen, dass Euer Clan Kontakt mit den Jakobiten hatte, stünde Euer Ehemann als Verräter da. Und ihr meine Liebe wäret dann ohne irgendwelchen Schutz. Ihr wäret dann sozusagen Freiwild.“
Meinerseits gibt dazu nichts Weiteres zu sagen.“ erwiderte Catherine.
„Das ist aber sehr, sehr schade.“ sagte der Engländer, grinste sie frech an und trat dann auf sie zu. „Jetzt werde ich euch zeigen, was mit solchen Frauen wie Euch passiert.“

*******

Hinter der Tür des Esszimmers stand Fiona und hämmerte mit ihren Fäusten gegen die Tür bis ihre Fingerknöchel blutig waren. Der Raum lag fast in vollständiger Dunkelheit. Erhellt wurde er lediglich durch das Licht des Mondes und den Feuerschein der brennenden Häuser.
Sie fühlte sich so hilflos. Laut und klar konnte sie das Geschrei aus dem Dorf hören. Doch das interessierte sie im Moment wenig. Wichtig war in diesem Moment nur ihre Mutter, die dort draußen im Eingangsbereiches des Hauses – den Engländern schutzlos ausgeliefert – zurückgeblieben war.
Sie konnte die Schreie ihrer Mutter durch die geschlossene Tür hören. Als einer der Soldaten die Tür zu dem Zimmer öffnete, in welches sie eingesperrt worden war, blieb sie erst einmal für einen Moment reglos stehen und wartete bis die Rotröcke das Haus verlassen hatten. Dann lief Fiona so schnell sie konnte zur ihrer Mutter, die mitten in der Eingangshalle lag. Was sie sah, erschreckte sie zutiefst. Fast nackt, zerschunden und mit gelöstem Haar, welches ihr in das Gesicht fiel, lag ihre Mutter auf den kalten Steinfußboden der Eingangshalle. Fast überall an Catherines Körper waren Blutspuren zu sehen. Fiona standen die Tränen in den Augen. „Mama. Was haben sie dir nur angetan?“
Sie kniete sich neben Catherine auf den Boden und berührte sanft ihr Gesicht. Noch niemals zuvor hatte sie ihre Mutter so gesehen. Lautlos und verzweifelt, weinte diese vor sich hin. Ihr Haut fühlte sich eiskalt an.
Fiona ging rasch in das angrenzende Zimmer und holte aus der dort befindlichen eichenen Truhe eine Decke, in die sie ihre Mutter ganz vorsichtig einhüllte.
Draußen hörte sie das Hufgetrappel, der sich entfernenden Pferde. Die englischen Bastarde ritten davon. Fiona umarmte ihre Mutter, um ihr wenigstens etwas Trost zu spenden. Nachdem sie Catherine hier so liegen gesehen hatte, wusste sie sofort, was geschehen war: Ihr Mutter war vergewaltigt worden! Der Hass, den sie schon immer für die Engländer empfunden hatte, wurde dadurch ins Unermessliche gesteigert. Sie hoffte, dieser englische Captain würde dafür irgendwann in der Höllle schmoren. Zu dumm, dass sie nicht als Mann auf die Welt gekommen war, dann hätte sie ihn, für die ihrer Mutter angetane Schmach, zum Duell gefordert.

© Norina Becker (Oktober 2008)

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letztes Update 16.01.2012, 19:20 Uhr
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