Loch Leven Castle

Das gute Wetter hält an. Der einzige Punkt, der unserer Freude etwas Abbruch tut, ist die Tatsache, dass der Wind zwischenzeitlich ziemlich aufgefrischt hat. Es hat sich ein regelrechter kleiner Sturm entwickelt. Naja, egal, so lange dieser nicht mit einem Gewitter oder Regen einhergeht, soll uns das egal sein.
Wir befinden uns nunmehr auf dem Weg nach Kinross. Dort wollen wir uns das Loch Leven Castle anschauen. Hier finden wir den richtigen Weg und den richtigen Platz auf Anhieb. Der Landesteg für die Boote, welche die Besucher zur Burg bringen, befindet sich am nördlichen Ende der Stadt. Dort gibt es auch einen großen unbefestigten Platz, so dass es diesmal auch kein Problem ist, einen passenden Parkplatz für unser Auto zu finden. Und wir haben doch tatsächlich Glück, die nächste Überfahrt soll in den folgenden 20 Minuten stattfinden. Dies konnte ich einem auf dem Landungssteg befindlichen und augenscheinlich vom Wind umgepusteten Informations-Ständer entnehmen. Wir stellen uns gleich mal an, nicht, dass wir nachher keinen Platz mehr auf dem Kahn bekommen. Noch etwa 8 weitere Leute gesellen sich im Laufe der nächsten Viertelstunde zu uns. Und dann hören wir auch schon den Motor des heran nahenden Bootes. Bei diesem handelt es sich wirklich, um eine Miniaturausführung. Nur 12 Leute (einschließlich des Kapitäns) haben darauf Platz. Dieser teilt uns dann auch mit, dass wegen des Sturmes, diese Fahrt die letzte für den heutigen Tag sein wird. Bevor es losgeht, nimmt er das Hinweisschild noch an sich. Mit lautem Getöse setzt sich die kleine Nussschale in Bewegung. Es herrscht ein ganz schöner Seegang. Ich denke noch so bei mir, wenn wir diese Fahrt überstehen, ohne seekrank zu werden, kann uns auch auf der Fähre nichts passieren, da kleinere Schiffe ohnehin anfälliger für die Wogen und Wellen sind.
Die Überfahrt dauert etwa 20 Minuten. Aus der Ferne können wir am Ufer des Sees noch einen kleinen Friedhof und eine wunderschöne kleine Kirche bewundern.
Auf der kleinen Insel angekommen, auf der sich Loch Leven Castle befindet, bekommen wir noch die Instruktion in etwa einer Stunde wieder hier zu sein, da dann die letzte Bootsfahrt in Richtung Festland startet. Wir holen den uns nächsten Stempel im Shop von Historic Scotland ab und machen uns dann auf dem Weg zum Toreingang der Burg, einer Burg in der Maria Stuart beinahe ein Jahr gefangen gehalten wurde. Aber dazu später mehr.
Sowohl Michael als auch ich machen einige wunderschöne Aufnahmen, so unter anderem von der Burg und vom See, wobei mir auf meiner Suche nach geeigneten Motiven sogleich die Anlegestelle ins Auge springt: Der wunderschön gefärbte Himmel und der Wellengang, der das Boot leicht hin und herschaukeln lässt, führen dazu, dass ich noch ein paar recht gelungene Schnappschüsse mein eigen nennen kann. Nun aber schnell zurück zur selbigen, sonst müssen wir womöglich noch hier bleiben.
Auf der Rückfahrt werden noch einige unserer Mitfahrer völlig vom Wasser durchnässt, da dieses durch den Sturm regelrecht in das kleine Boot hineingespült wird. Da loben wir beide uns doch unsere Regensachen, die wir vorhin vor der Abfahrt noch schnell angezogen haben.
Hintergrundinfos:
Loch Leven Castle befindet sich auf einer kleinen Insel inmitten des Loch Leven. Die Burganlage – von der heute nur noch die Überreste zu finden sind – besteht aus einem großen Turm, welcher aus dem 14. Jahrhundert stammt und von einer massiven Mauer umgeben ist. Hier wurde Maria Stuart in der Zeit vom Juni 1567 bis Mai 1568 gefangengehalten. In dieser kleinen Burg war es auch, wo sie am 23. Juli 1567 die erzwungene Abdankung zugunsten ihres Sohnes James unterzeichnete. Dieser wurde umgehend als James VI. gekrönt, obwohl er zu diesem Zeitpunkt gerade ein Jahr zählte. Im Übrigen soll Maria Stuart während ihres Aufenthaltes im Loch Leven Castle eine Fehlgeburt erlitten haben.
Durch die Hilfe des Sohnes ihrer ‚Gefängniswärterin’, George Douglas, konnte sie entkommen. Sein Page schloss die Gesamtheit der Burgbewohner während einer Messe ein und warf den Schlüssel in den See. Dann ruderte er die Königin an das Ufer des Sees, wo sie bereits von Lord Seton, George Douglas und einem gewissen Sir Hamilton erwartet wurde. Von diesen dreien wurde sie nach Niddry Castle geleitet. Romantisch und total verklärt umgesetzt, wurde diese dramatische Rettungsaktion in Sir Walter Scotts Roman ‚Der Abt’.
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