Kildrummy Castle

Als nächsten Anlaufpunkt haben wir Kildrummy Castle ins Auge gefasst. Eigentlich hatten wir auf dem Weg dorthin noch die Absicht am Glenbuchat Castle vorbei zu schauen, doch daraus wurde leider nichts. Ehe wir das kleine blaue Minischild mit der weißen Aufschrift richtig erkennen können, sind wir an besagter Stelle auch schon vorbei. Da hier in den Cairngorms die Straßen relativ schmal, und von einer Wendemöglichkeit weit und breit ebenfalls nichts zu sehen ist, fahren wir leicht enttäuscht weiter. Die Besichtung dieser Burg müssen wir uns wohl oder übel für einen späteren Zeitpunkt aufheben, denn auf dem Rückweg werden wir hier, aller Voraussicht nach, nicht wieder vorbeikommen.
Beim Kildrummy Castle handelt es um eine Burgruine, welche in der schottischen Grafschaft Mar nahe des Dorfes Kildrummy an der A 944 zu finden ist (etwa 30 km von Aberdeen). Und oh Wunder zwischenzeitlich scheint sogar wieder die Sonne. Darüber freue ich mich natürlich am meisten, auch deshalb, weil von einigen kleinen Wolken mal abgesehen ein blauer Himmel auf uns hernieder blickt. Dies bedeutet, dass für mich wieder die Möglichkeit besteht, ein paar tolle Schnappschüsse zu machen.
Hinter dem Castle liegt eine fast 800jährige turbulente Geschichte. Sie war in früheren Zeiten eine der mächtigsten und imposantesten Burgen Schottlands und galt lange Zeit als vornehmste Einrichtung dieser Art in den nördlichen Regionen des Landes.
Erbaut wurde sie um etwa 1250 vom damaligen Earl of Mar. Durch ihre Errichtung wollte man die Besitzansprüche der Mar-Dynastie über den Nordosten Schottlands sichern und damit gleichzeitig die wichtigsten Wege in dieser Region kontrollieren und überwachen.
Der englische König Edward I. (auch ‚The Longshanks’ genannt) war hier zweimal zu Gast, und zwar in den Jahren 1296 und 1303. Bei beiden Stippvisiten nahm er – wenn man den geschichtlichen Überlieferungen Glauben schenken darf – den Weg über Elgin, einer Stadt, die sich weiter nördlich befindet und selbst mit dem Überresten einer wunderschönen Kathedrale aufwarten kann.
Zu Beginn des Jahres 1307 hatte Robert the Bruce seine Familie hierher bringen lassen, um sie in Sicherheit zu wissen. Keine so gute Idee, wie sich noch herausstellen sollte, da Kildrummy wenig später von den Engländern belagert wurde. Lange Zeit gelang es seinem Bruder Neil, die Burg zu halten. Erst durch Verrat des auf dem Burggelände arbeitenden Hufschmiedes Hugh Osbourne war es dem englischen Heer, dass unter dem Kommando von Longshanks Sohn dem Prinzen von Wales stand, gelungen, die Burg zu stürmen und einzunehmen. Osbourne hatte den Kornspeicher in Brand gesteckt und es den Engländern dadurch erst ermöglicht, in das Gemäuer einzudringen. Da alle Einwohner mit der Eindämmung des Feuers beschäftigt waren, gab es natürlich niemanden, der die Engländer aufhalten konnte, so dass diese mehr oder weniger ungehindert auf das Gelände marschieren konnten. Nachdem sich die Engländer in der Burg breit gemacht hatten, wurden alle Männer die sich innerhalb der Burgmauern befanden, erhängt. Die schloss neben Neil Bruce auch noch zwei weitere Brüder des schottischen Königs ein. Die Schwester von Robert Bruce, seine Ehefrau Elizabeth und die Tochter Marjorie wurden gefangen genommen und von den Engländern über ein Jahr gefangen gehalten, ehe sie befreit werden konnten.
Im 14. Jahrhundert gab es zwei weitere Belagerungen. Einmal im Jahr 1335 und dann nochmals im Jahr 1357. Zeigten sich im Jahr 1335 noch die Engländer für die Belagerung verantwortlich, so war es im Jahr 1357 der schottische König David II., der dem abtrünnig gewordenen Earl of Mar damit in seine Schranken wies.
Im 15. Jahrhundert wurde die Burg durch den James I. (König von Schottland in der Zeit von 1406 - 1437) weiter befestigt und ausgebaut.
1507 ging der gesamte Grund und Boden und somit auch die Burg an Lord Elphinstone über. Dieser ließ einen weiteren Turm erbauen, der als ‚Elphistone Tower’ in die Geschichte von Kildrummy einging (siehe Bilder 3 und 5 unten).
Im Jahr 1689 wurde die Burg von den Jakobiten besetzt gehalten. Ebenso im Jahr 1715. Nach Niederschlagung des Aufstandes wurde die Burg verlassen und verfiel in der Folgezeit zusehends. Wegen der einst bei der Erbauung verwendeten hochwertigen Steine wurde Kildrummy Castle eine Weile als Steinbruch genutzt. Ein Schicksal welches Kildrummy auch mit anderen Burgen und Kathedralen teilte.
Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Ruine von einem Colonel namens James Ogston gekauft. Eigentlich hatte dieser die Absicht, die Burg zu restaurieren. Diesen Plan scheint er aber ganz offensichtlich verworfen zu haben. Er erbaute auf dem Gelände ein Haus. welches dann im Jahr 1978 in eine Fünf-Sterne-Hotel umgewandelt wurde und den Namen Kildrummy Castle Hotel erhielt. Die Burgruine gelangte 1951 in den Besitz des Staates und wird heute von Historic Scotland verwaltet und gepflegt.
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