Kelso Abbey

Nach dem Besuch von Dryburgh Abbey geht es zum letzten Ausflugsziel unserer diesjährigen Reise, der Abtei zu Kelso. Auf dem Weg dorthin befahren wir unzählige Straßen der 2. Kategorie, was man auch gleich an der Pflasterung bemerkt. Einige der Straßen die wir befahren sind doch tatsächlich unbefestigt. Deshalb ist es ganz gut, dass unser kleiner Seat relativ hochbeinig ist, und nicht das Problem des Aufsetzens kennt, wie es bei anderen Fahrzeugen der Fall ist. Was uns zudem hier in den Borders noch besonders auffällt: Es gibt eine Unmenge an Fasanen. Zudem sind die Viecher auch noch so dämlich, dass sie mitten auf der Straße hocken bleiben oder immer wieder im Kreis auf derselbigen herumrennen. Da hilft weder ein ausgiebiges Hupkonzert noch ein lautstarkes Herumbrüllen unsererseits. Augenscheinlich scheint sie weder die große Geräuschkulisse noch das Herannahen unseres Autos zu interessieren. Und es kommt natürlich, wie ich es schon eine ganze Weile vorausgesehen habe. Mit dem Auspuff erwischen wir doch einen dieser komischen Vögel. Gott sei dank passiert unserem Wägelchen nichts. Dem Gepolter nach zu schließen, hatte ich wirklich angenommen, dass unsere Auspuffanlage hinüber ist. Doch es ist nicht an dem. Dies stellen wir bereits unmittelbar nach der Kollision fest, da Michael das Auto umgehend zum Stehen bringt. Der Fasan hat hingegen ein wenig gelitten. Er ist am Leben, sieht aber dennoch ziemlich gerupft aus, da er bei der Bekanntschaft mit unserem Auspuff einige Feder lassen musste.
Noch immer etwas aufgeregt wegen dieses kleinen Zwischenfalls erreichen wir etwas 20 Minuten später Kelso.
Bereits beim Einfahren in die Stadt können wir die Mauern der Abtei ausmachen. Nun heißt es nur noch einen Parkplatz zu finden. Doch auch das geht dieses Mal relativ fix. Fast in unmittelbarer Nähe von Kelso Abbey werden wir fündig. Somit steht einer Besichtigung nichts mehr im Wege. Das Dumme ist nur, dass sich die Abtei direkt an einer vielbefahrenen Straße befindet. Überall sind Verkehrzeichen zu sehen. Was sich auf Fotos natürlich nicht so gut macht, und mich als passionierter Hobbyfotograf natürlich wieder ärgert. Etwas erstaunt sind wir über die Größe der Abtei. So soll sie doch in vergangener Zeit mal zu den größten und reichsten Abbeys Schottlands gezählt haben. Heute ist – wie wir uns selbst überzeugen können - nicht mehr viel davon zu sehen. Das Bauwerk ist zwar relativ gut erhalten, aber in unseren Augen doch sehr klein, wenn man es mit so großen Abteien wie Melrose oder Dryburgh vergleicht.
Auch die Stadt Kelso ist nicht ganz so nach unserem Geschmack. Es sieht alles doch recht verwinkelt aus. Und abgesehen von der Abtei gibt es mit Ausnahme einer fünfbögigen Brücke, die von John Rennie, dem Architekten der Lodon Bridge, entworfen wurde, nichts weiteres Interessantes zu erkunden. Dies ist auch das einzige Mal, dass ich die Ansichten meines Lieblingsschriftstellers Sir Walter Scott nicht teilen kann. Hielt er Kelso doch für die schönste und romantischste Stadt Schottlands. Möge es ja zu seinen Lebzeiten so gewesen sein. Heute erweckt die Stadt einen anderen Eindruck. Insbesondere sind hier auch schon in großem Maße die englischen Einflüsse zu spüren. Was ja auch nicht weiter verwunderlich ist, da die Bewohner dieser Region auch in früheren Jahrhunderten eher eine Bindung zu England, als zu Schottland hatten. Hier vermissen wir schon ein wenig die Herzlichkeit, mit der man insbesondere in den schottischen Highlands aufgenommen wurde. Die Leute hier haben eine ganz andere Mentalität. Sie sind zwar ebenfalls freundlich, doch wie wir finden, nicht so offen und herzlich, wie die Menschen, die in den nördlichen und westlichen Regionen Schottlands zu finden sind. Hier will der Funke einfach nicht so richtig überspringen...
Geschichtliches:
Auch die Abtei zu Kelso wurde von König David I. ins Leben gerufen. Gegründet wurde sie im Jahr 1128 für einen picardischen Mönchsorden, der sich in Schottland niederlassen wollte. Sie war die letzte große Kirche, die im romanischen Stil errichtet wurde. Alle danach entstandenen Bauwerke weisen andere Stilrichtungen auf.
Zum Ende des 12. Jahrhunderts galt Kelso Abbey lange Zeit als die größte und reichste Abtei Schottlands. Schwer vorstellbar, wenn man heute vor den kläglichen Überresten der Abbey steht und versucht sich das Bauwerk als Ganzes vorzustellen.
Hie wurde eine große Zahl der schottischen Könige gekrönt und getraut.
Wie auch Melrose und Dryburgh Abbey wurde sie während der Reformation im 16. Jahrhundert durch den Duke of Hertford zerstört. Die heute noch vorzufindenden Ruinen sind die Überbleibsel einer Abtei, die zu ihren besten Zeiten mehr als 3mal so groß gewesen ist.
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