Fahrt mit dem ‚Jacobite Steam Train’

Am gestrigen Abend hatten wir den Wecker vorsichtshalber zu 08:00 Uhr gestellt, denn schließlich und endlich wollten wir nicht verschlafen, steht doch heute die Fahrt mit dem „Jacobite Steam Train“ von Fort William nach Mallaig auf dem Programm. Da ich mal wieder die erste bin, die den Weg aus den Federn findet, bin ich natürlich auch diejenige, die die Wetterlage peilt. Und ein weiteres Mal muss ich feststellen, dass selbiges es auch heute nicht besonders gut mit uns meint. Es ist alles grau in grau und der Himmelt hängt einmal mehr voller Geigen. Aber was hilft es, da müssen wir einfach durch. Nach dem Frühstück bewaffnen wir uns mit Regensachen, Rucksack, Kameras, Camcorder und natürlich mit dem Stadtplan, damit wir auch ganz bestimmt den Weg zum Bahnhof von Fort William finden. Wohlbehalten kommen wir dort um 09:45 Uhr an und können bereits aus der Ferne eine lange Schlange ausmachen, die sich genau vor dem Schalter gebildet hat, an dem es die Fahrscheine für „The Jacobite“ zu kaufen gibt. Ich reihe mich ein, um etwa 10 Minuten später die Tickets in Empfang nehmen zu können - völlig aufgeregt und in Vorfreude der uns bevorstehenden Fahrt.
Voller Erwartungen verlassen wir das Bahnhofsgebäude und begeben uns in Richtung der Gleise. Hier springt uns natürlich sogleich die Bahn ins Auge. Und noch ehe wir uns auf die Suche nach unserem Waggon machen, wird diese von mir – soweit es bei den Menschenmassen die hier umherlaufen möglich ist – noch aus den unterschiedlichsten Perspektiven fotografiert.
Der Wagen in dem sich unsere Sitzplätze befinden, ist dann auch schnell gefunden. Es ist Waggon C. Leider handelt sich dabei jedoch nicht um ein geschlossenes Abteil, sondern um ein großes Gemeinschaftsabteil, welches sich über den ganzen Waggon erstreckt. Die Vierer-Sitzgruppen sind lediglich durch kleine Tischschen voneinander getrennt und uns direkt gegenüber haben sich zwei ältere Japaner eingefunden.
Pünktlich um 10:20 Uhr setzt sich die Bahn in Bewegung, woraufhin das Schnaufen der Dampflok weithin zu hören ist. Nachdem der Zug den Bahnhof hinter sich gelassen hat, begebe ich zum Ausstiegsabteil, um dort bei heruntergelassenem Fenster Fotos zu machen. Die gleiche Idee scheint noch jemand anders gehabt zu haben. Gerade als ich dabei bin, am Fenster Stellung zu beziehen, taucht eine junge Frau neben mir auf. Nachdem wir einander begrüßt haben, unterhalten wir uns zunächst über allgemeine Dinge. Da mir ihr ausgeprägter Akzent aufgefallen ist, frage ich nach einer Weile, woher sie denn komme. Sie erzählt mir, dass sie Französin sei - dass hatte ich im Übrigen schon die ganze Zeit vermutet – und sie eine Rundreise durch Schottland macht. Sie wird den Zug nur bis Mallaig benutzen, um dort die Fähre in Richtung der Isle of Skye zu erreichen. Ganz selbstverständlich teilen wir uns den Fensterplatz und fotografieren im Wechsel. Kurz bevor wir das Glenfinnan Viaduct befahren und sie den Ausblick bewundert, erzähle ich ihr, dass wir dem kleinen Örtchen bereits im Jahr 2001 einen Besuch abgestattet hatten. Da sie weitere Einzelheiten wissen will, erfährt sie von mir Näheres über das Viaduct und über das Glenfinnan Monument. Kurz danach fährt die Bahn im Bahnhof von Glenfinnan ein. Ein etwa 25minütiger Aufenthalt soll es den Fahrgästen ermöglichen, einen Aussichtspunkt aufsuchen, um die spektakuläre Aussicht auf das Glenfinnan Monument und Loch Shiel zu genießen. Allerdings ist der Ausblick der sich einem heute bietet, nicht der Rede wert, da die ganze Landschaft in diffuses Licht getaucht scheint und es zudem noch relativ dunstig ist. Wieder in den Zug zurückgekehrt, setzt dieser sich fast umgehend in Bewegung. Was wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen, ist, dass die Bahn auf der Strecke zwischen Glenfinnan und Mallaig noch mehrere Tunnel durchfahren wird. Der längste davon ist über einen Kilometer lang. Ehe wir in diesen einfahren, löscht der Lokführer im ganzen Zug das Licht – im Waggon ist es stockfinster. Ein wirklich einmaliges Erlebnis, zumal alle im Abteil befindlichen Personen abrupt verstummen.
Gegen 12:30 Uhr landen wir wohlbehalten in Mallaig und haben jetzt ca. 1 ½ Stunden Zeit, um den Ort zu erforschen. Wir verlassen den Bahnhof und sind von der ersten Minute an von Mallaig enttäuscht, denn abgesehen von dem kleinen Marine Center, kann der Ort mit nichts weiter Nennenswertem aufwarten…
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