Dryburgh Abbey

Es geht weiter zur Dryburgh Abbey. Mit der Besichtigung dieser Abtei betreten wir absolutes Neuland, denn hierher hatten wir uns bisher noch nicht verirrt. Allerdings war es schon immer ein lang gehegter Traum von mir, dieser ehrwürdigen Ruine mal einen Besuch abzustatten. Insbesondere deshalb, weil sich hier das Grab von Sir Walter Scott, des großen schottischen Romanciers, befindet. Es heißt also: Ab in den kleinen Laden von Historic Scotland, den nächsten Stempel abgeholt und dann weiter auf das Gelände. Freundlicherweise werden wir von dem dortigen Angestellten daraufhin gewiesen, dass aufgrund einer Trauung, welche hier heute stattfindet, ein Teil der Abtei nicht betreten werden darf. „Na prima.“ denke ich. „Nun sind wir schon einmal hier und können uns doch nicht alles anschauen.“
Bei der hier anwesenden Hochzeitsgesellschaft scheint es sich um Leute der Creme de la Creme zu handeln. Man sieht hier nur piekfein gekleidete Herrschaften umherlaufen. Da fallen wir in unserer Touristenkluft natürlich gleich auf. Was mir an den Ladys besonders auffällt, ist, dass deren Köpfe mit riesigen Hüten bekleidet sind. Dies ist sogar schon bei zwei kleinen Mädchen zu beobachten, die höchstens 3 bis 4 Jahre zählen, und hier hin- und herflitzen.
Aufgrund der Hochzeit ist es uns nicht möglich den Kreuzgang bzw. das Kapitelhaus, dass sind die beiden Gebäudeteile die noch vollständig intakt zu sein scheinen, zu betreten. Wir müssen uns daher mit dem umliegenden Gebäudeteilen, die größtenteils in Ruinen liegen, zufrieden geben.
In den Überresten der Kapelle werden wir endlich fündig. Hier befindet sich das Grab von Sir Walter Scott. Eine schlichte Grabstätte, die aus einem aus granitenem Sarg besteht und mit einer Widmung der Frau des Schriftstellers versehen ist.
Geschichtliches:
Etwa 15 km von Melrose und ebenfalls an der A 68 gelegen befinden sich in der Nähe des Flusses Tweed die Überreste der Abtei, die etwa Mitte des 12. Jahrhunderts von dem Normannen Hugh de Morville gegründet wurde. In den Jahren 1322, 1385 und 1544 wurde sie von den Engländern zerstört. Ein Schicksal, welches Dryburgh Abbey mit vielen anderen Abteien und Kirchen in Schottland teilte.
Übrig geblieben sind lediglich Reste des Hauptschiffes, des Chors und der verschiedenen Querschiffe. Im nördlichen Querschiff, in dessen Überresten auch das Grab von Walter Scott zu finden ist, kann man noch das original aus dem 12. Jahrhundert stammende Kreuzrippengewölbe bewundern. Außergewöhnlich gut und fast vollständig erhalten sind neben dem Kapitelhaus, welches in früheren Jahrhunderten als Versammlungsort der Mönche diente, auch die umliegenden Gebäudeteile, die aus dem späten 12. bzw. frühen 13. Jahrhundert stammen.
An dieser Stelle mal eine kleine Anekdote , die sich angeblich während des Transportes von Sir Walter Scott's Sarg von seinem Wohnsitz Abbotsford nach Dryburgh Abbey zugetragen haben soll.
In der Nähe von Dryburgh befindet sich die sog. Scott’s View – ein kleiner Hügel, der einen weiten Rundblick über den Tweed und die Eildon Hills gestattet und zu Walter Scott’s Lieblingsorten zählte. Scott hielt hier jedes Mal sein Pferd an, um die Aussicht zu genießen. Als der Trauerzug an diesem Punkt vorüber kam, wollte es der Zufall so, dass an besagter Stelle, die Pferde urplötzlich stehen blieben. Ein kurioser Zwischenfall, der aber mit großer Sicherheit ganz nach dem Geschmack des großen Schriftstellers gewesen wäre.
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