Castle Tioram und Glenuig

Wieder auf dem Parkplatz des Glenfinnan Visitor Centers angekommen, schauen wir auf die Uhr und stellen fest, dass wir noch ganz gut im Rennen liegen. Daher entschließen wir uns, doch noch einen Abstecher zum Castle Tioram zu machen. Von Glenfinnan sind das in etwa 40 km. Wir fahren durch die wirklich atemberaubende Landschaft der Halbinsel Ardnamurchan und stellenweise am Atlantik entlang. Eine wirklich traumhafte Kulisse. Schroffe, kahle, aber dennoch wunderschön anzusehende Berge und Felsen. Beim Durchfahren dieser einzigartigen Landschaft haben wir den Eindruck, ganz allein auf der Welt sein. Nirgendwo sind irgendwelche Anhaltspunkte der Zivilisation zu erkennen. Lediglich ein paar Schafe kreuzen unseren Weg. So plätschert die Fahrt eine ganze Weile dahin, und zwar so lange, bis wir den Ort Glenuig erreichen. Ein Ort der wahrlich nicht sehr groß ist, da er nur aus wenigen Häusern besteht. Beim Vorbeifahren erkenne ich in der Ferne, den Glenuig Inn. Nur für den Fall der Fälle, dass er hier jemanden gibt, der damit nichts anzufangen weiß: Der Glenuig Inn spielte in Highlander – The Series und zwar im Teil ‚Homeland/Zurück zu den Wurzeln’ eine Rolle. Es war das Gasthaus, dass von Rachel geführt wurde. Er hieß dort Linue Inn und diente Duncan und Joe während ihres Aufenthaltes in Schottland als Herberge.
Zwischen Glenuig und Castle Tioram liegen noch einige kleinere Orte. Ich bin erstaunt, über Michaels Erinnerungsvermögen. Seit unserem letzten Besuch hier sind 3 Jahre vergangen, aber er weiß genau wo er lang fahren muss, und das obwohl das braune Schild von Historic Scotland, ziwschenzeitlich entfernt worden ist.. Ich melde zwar meine Zweifel an, dass dies der richtige Weg sei, aber Michael ist sich hundertprozentig sicher. Und er hat tatsächlich recht. Es dauert nicht mehr lange bis wir uns auf einem uns bekannten Holperweg wiederfinden. Und jetzt bin auch ich mir sicher, das wir hier richtig sind. Wir lassen das Auto auf dem Parkplatz stehen und schlendern zunächst einmal den Strand entlang. Viel Betrieb ist hier allerdings nicht. Nun um so besser, ist wahrscheinlich nur etwas für Leute mit Insider-Kenntnissen.
Bevor wir uns auf die Landzunge, die zum Castle führt begeben, halten wir am Strand nach brauchbaren Sachen, wie Muscheln und kleinere Steinen Ausschau und genießen den Ausblick auf das Castle und Loch Modairt. Am Felsen – auf dem das Castel thront – angekommen, klettern wir umher und unterziehen das Terrain einer eingehenden Inspektion. Leider ist das Betreten des inneren Bereiches noch immer nicht gestattet. An den äußeren Wällen sind – wie schon vor einigen Jahren - Schilder angebracht, die auf die Instabilität des Gemäuers verweisen. Wir machen noch einen kleinen Abstecher zu dem auf der anderen Seite des Castels befindlichen Strandes, sammeln dort Muscheln und Steine und machen ein paar Aufnahmen vom Loch Modairt. Hier fühlt man sich fast wie am Ende der Welt. Keine Menschenseele ist zu sehen. In der Ferne zwischen den Felsen ist der Atlantik zu erkennen, Wasser, Wasser und nochmals Wasser, sonst nichts anderes mehr. Wir bemerken gar nicht, wie die Zeit vergeht. Mittlerweile ist es schon fast sieben. Wir suchen unsere Sachen zusammen, und klettern wieder hinauf auf den Felsen. Aber was müssen unsere Augen da erblicken, ein Stück der Landzunge ist schon überspült. Wir haben gar nicht an die aufkommende Flut gedacht. Nun aber schnell. Die Schuhe und Strümpfe werden ausgezogen und die Hosenbeine hochgekrempelt und auf geht’s. Durch das etwa knietiefe Wasser waten wir zurück zum Strand. Angenehm überrascht sind wir von der Wärme des Wassers. Es ist richtig lauwarm, wahrscheinlich die Einwirkungen des in der Nähe befindlichen Atlantiks. Am Ufer angekommen, nehmen wir erst einmal das Handtuch, welches wir für alle Fälle immer im Rucksack mit uns herumtragen und rubbeln unsere Füße trocken. Wir sehen die ganze Angelegenheit von der humorvollen Seite und finden die ganze Angelegenheit eigentlich sehr amüsant.
Mir hätte es beispielsweise durchaus nichts ausgemacht eine Nacht auf der Insel zu verbringen, denn ein kleiner Unterstand wäre ja vorhanden gewesen. Außerdem befand sich im Auto auch noch das Kajak. Hätte halt nur einer von uns rüberschwimmen müssen.
Etwa 10 Minuten später mache ich noch mal eine Aufnahme und was soll ich sagen, es ist alles überflutet. Puh, da sind wir offensichtlich noch mal mit einem blauen Auge davongekommen.
Nach einem kleinen Zwischenstopp in Glenuig geht es dann wieder in Richtung Fort William…
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