Balvenie Castle



Nachdem wir den Reiseführer und die Karte von Historic Scotland noch einmal eingehend studiert haben, beschließen wir kurzerhand der Stadt Dufftown bzw. dem dort befindlichen Balvenie Castle einen Besuch abzustatten. Der Weg bis dorthin scheint nicht mehr allzu weit zu sein, und außerdem liegt sie auch auf der von uns vorgeplanten Reiseroute. Auf unserer Fahrt dorthin kommen wir an einigen Whisky-Distillerien vorbei, was aber auch nicht weiter verwunderlich ist, da sich hier stellenweise der Castle Trail und der Whisky Trail überschneiden.
Bereits vor dem Erreichen der Stadt Dufftown können wir in der Luft einen eigenartigen Geruch wahrnehmen. Und im ersten Moment wissen wir ehrlich gesagt nicht, wie wir diesen einordnen sollen.  Doch des Rätsels Lösung ist schnell gefunden. Genau gegenüber des Balvenie Castle, d.h. in diesem Fall auf der anderen Straßenseite, ist der Platz zu finden, der für dieses starke Aroma, dass wirklich den ganzen Ort durchzieht, verantwortlich ist. Es ist eine Distillery. Das hätten wir eigentlich gleich bemerken müssen, denn bei dem Geruch handelt es hochprozentigen Alkohol. Scheinbar ist hier gerade eine Kelterung in Gange. Die Luft ist so vom Alkoholgeruch geschwängert, dass es einem beinahe den Atem nimmt. Zudem handelt es sich, wie wir nach einem kurzen Blick auf die andere Straßenseite feststellen müssen, nicht nur um irgendeine kleine Distille, sondern doch tatsächlich um die Glenfiddich Distillery.  Es ist also nicht verwunderlich, wenn die Luft im Umkreis von gut 2 Kilometern nur so nach purem Alkohol riecht. Recht voll scheint es dort auch zu sein. Auf dem Parkplatz, auf dem auch wir unser Auto abstellen, und der augenscheinlich sowohl von den Besuchern der Distillery als auch des Castles genutzt werden kann, stehen bereits mehrer Reisebusse und unzählige andere Pkw’s. Um uns herum ist ein einziges Gewusel in Gange, da die Reisegruppen im Begriff sind, sich auf den Weg über die Straße zu machen. Bei diesem Andrang sehen wir von einem Besuch ab der Distellery ab. Das ist uns dann doch zu viel des Guten. Ganze Schwärme von Besuchern strömen aus den hier abgestellten Bussen in Richtung der Glenfiddich Distillery, um sich dort – wahrscheinlich wie Ölsardinen aneinandergedrückt – durch die Gebäude schieben zu lassen. Das müssen wir uns nicht antun. Und da Michael ebenfalls keine Lust hat, sich in dieses Durcheinander zu begeben, lassen wir es denn auch sein. Mir ist es ohnehin egal. Meist werden bei derartigen Rundgängen eh nur die einzelnen Herstellungsphasen des Whiskys erläutert. Ich selbst hatte bereits im Jahr 1994 das Vergnügen eine Distillery von Innen betrachten zu können. Bei meinem ersten Besuch in Schottland hatte der Reiseveranstalter die Besichtigung der ‚Tomatin Distillery’ (befindet sich in Tomatin, etwa 10 Meilen von Aviemore entfernt) eingeplant. Und ich muss ganz ehrlich gestehen: Es hat mich nicht gerade vom Hocker gehauen. So interessant fand ich die ganze Angelegenheit nun auch wieder nicht.. Ist wohl doch eher etwas, für die Herren der Schöpfung. 
Lange Rede, kurzer Sinn. Wir gehen genau in die entgegengesetzte Richtung, um das Balvenie Castle in Augenschein zu nehmen. Hier ist nicht viel Betreib. Außer uns ist hier nur noch ein junges Pärchen zu sehen, dass in einer Babywippe ein Kleinkind mit sich herumträgt. Da es auf der Fahrt hierher auch wieder geregnet hatte, haben wir wohlweislich unserer Regensachen anbehalten. Ein sehr kluge Entscheidung, wie wir nunmehr feststellen müssen. Während wir im Balvenie Castle herumstrolchen, nässt es nämlich schon wieder vor sich hin.

Geschichtliches:
Viel gibt es über die Burgruine allerdings nicht zu berichten.
Balvenie befindet sich wie oben bereits erwähnt im Norden der Stadt Dufftown.
Das Castle wurde im 13. Jahrhundert von der Familie Comyn als eine Art Ringmauerburg erbaut und war ursprünglich wohl von einem Burggraben umschlossen. Einige wenige Teile des Mauerwerks stammen noch aus dieser Zeit. Alles andere wurde im 15. bzw. 16. Jahrhundert errichtet, als der 4. Earl of Atholl die Vorderseite der Burg in ein Tower-House umbaute. Interessant anzusehen sind die runden Treppentürme im Innenhof, die heute noch teilweise begehbar sind. Außerdem finden sich über einem Portal im Hof noch die gut erhaltenen Wappen von Lord John Forbes und seiner Ehefrau wieder.